Panama Papers:Ein Fall für die US-Justiz

200 US-Pässe, 3500 Adressen in den Vereinigten Staaten - die Dokumente belasten Tausende Anteilseigner aus den USA. Nun interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft in New York dafür, wer hinter den Offshore-Firmen steckt.

Von Cerstin Gammelin und Nico Richter, Washington/Berlin

Die Panama Papers beschäftigen jetzt auch die amerikanische Justiz. "Wir haben strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet zu Themen, für welche die Panama Papers relevant sind", heißt es in einem Brief der Staatsanwaltschaft in New York. Die Strafverfolger bitten in dem Schreiben an das Internationale Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) in Washington um Hilfe und wünschen sich "so bald wie möglich" ein Gespräch, "um weiter über diese Sache zu reden". Die elf Millionen Dokumente aus der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca sind ursprünglich der Süddeutschen Zeitung zugespielt und mit dem ICIJ und Medien in 80 Ländern ausgewertet worden.

Die Unterlagen haben in den USA großes Interesse geweckt. In dem Material tauchen mindestens 200 US-Pässe auf, 3500 Anteilseigner von Offshore-Firmen besitzen US-Adressen. Mehr als 3000 Gesellschaften in Steuerparadiesen weisen Spuren zu Anwälten und Finanzexperten in den USA auf. Mindestens vier Amerikaner, denen die Kanzlei Mossack Fonseca geholfen hat, wurden von der US-Justiz bereits wegen schwerer Finanzkriminalität verurteilt oder angeklagt.

Der Brief stammt aus dem Büro von Preet Bharara, er ist leitender Staatsanwalt für Manhattan und untersteht dem US-Justizministerium. Er hat bereits in mehreren Fällen gegen den Banken- und Finanzsektor ermittelt. Präsident Barack Obama hat unlängst über die Panama Papers gesagt, sie seien "wichtiges" Material: "Es gibt keinen Zweifel daran, dass globale Steuerflucht ein riesiges Problem ist." Er erkannte an, dass es nicht in jedem Fall illegal sei, sein Geld in eine Steueroase zu verschieben, aber genau dies sei das Problem. Ein Treffen der New Yorker Ermittler mit dem ICIJ hat bisher nicht stattgefunden. Die SZ hat bereits mitgeteilt, dass sie die Unterlagen nicht an Behörden herausgeben wird.

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Unterdessen versuchen Finanzbehörden weltweit, Steuerhinterzieher unter Druck zu setzen. Die US-Steuerbehörde IRS forderte die Bürger auf, sich steuerehrlich zu machen, bevor Vergehen durch die Panama Papers aufgedeckt würden. US-Vertreter sitzen inzwischen in internationalen Arbeitsgruppen, die sich zum Austausch von Steuerdaten treffen.

Auch in Deutschland forderten erste Finanzbehörden die Steuerzahler auf, ihre Vermögen in Briefkastenfirmen zu melden, ehe nun mit Ermittlungen begonnen werde. Die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) sagte: "Nutzen Sie Ihre Chance, ungestraft in die Legalität zurückzukehren und zeigen Sie sich beim Finanzamt an."

Norbert Walter-Borjans (SPD), Finanzminister in Nordrhein-Westfalen, sagte, auch bei den Finanzinstituten habe ein Umdenken eingesetzt: "Bei uns haben sich nach der Panama-Berichterstattung erste Banken gemeldet und Kooperationsbereitschaft signalisiert." Dazu zählen offenbar die BayernLB und die Privatbank Berenberg. Auch Commerzbank-Chef Martin Blessing kündigte am Mittwoch an, die Panama-Geschäfte der Bank erneut überprüfen zu lassen.

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