Tübingen:Nach Eklat: Palmer kündigt Auszeit an

Tübingen: Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, will eine Auszeit nehmen.

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, will eine Auszeit nehmen.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Tübinger Oberbürgermeister reagiert auf die heftige Kritik nach seinen Äußerungen bei einem Auftritt in Frankfurt. Worin seine Auszeit genau bestehen soll, bleibt nebulös.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer will nach seinen umstrittenen Äußerungen in Frankfurt am Main eine Auszeit nehmen. Das kündigte er in einer persönlichen Erklärung an, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte der Südwestrundfunk (SWR) darüber berichtet.

Palmers Erklärung liest sich selbstkritisch. Er wolle sich bei den Menschen, die er enttäuscht habe, entschuldigen, vor allem bei seinen Wählerinnen und Wählern. Sie hätten ihm ihr Vertrauen für eine Aufgabe geschenkt, der er gerecht werden müsse, schrieb Palmer.

"Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter", heißt es in der Erklärung. "Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten." Seine ernsthaften Vorsätze, darauf zu achten, dass sich derartiges nicht mehr wiederhole, seien nicht erfolgreich gewesen.

Professionelle Hilfe während der Auszeit

Er werde daher in einer Auszeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und den Versuch machen, seinen Anteil an diesen zunehmend zerstörerischen Verstrickungen aufzuarbeiten.

Palmer war am Freitag vor einer Migrationskonferenz vor einem Gebäude der Goethe-Universität mit einer Gruppe Menschen aneinandergeraten, die ihn mit seiner Art und Weise, das "N-Wort" zu verwenden, konfrontierten. Ein Schwarzer fragte ihn dabei, ob er ihm das Wort ins Gesicht sagen würde, worauf Palmer das Wort wiederholte. Er wurde daraufhin mit "Nazis-raus"-Rufen unterbrochen, wie auf einem Video zu sehen ist.

Daraufhin sagte Palmer zu der Gruppe: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach."

Palmer schrieb in seiner persönlichen Erklärung: "Die Erwähnung des Judensterns war falsch und völlig unangemessen." Wenn er sich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre er sich in einer Weise, die alles nur schlimmer mache.

Nach seinen umstrittenen Äußerungen in Frankfurt am Main hatte Palmer heftige Kritik auf sich gezogen. Unverständnis herrscht nicht nur bei den Beteiligten dort, sondern auch in Baden-Württemberg. Anwalt Rezzo Schlauch wandte sich von Palmer ab, der Tübinger Grünen-Stadtverband ging auf Distanz und die Gruppe "Vert Realos" - ein Zusammenschluss sogenannter Realpolitiker bei den Grünen - will künftig ohne Palmer weiterarbeiten.

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