Palästinenserpräsident Abbas empört mit Rede:Maas warnt vor "Relativierung des Holocausts"

Lesezeit: 1 min

Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilt Abbas' Aussagen auf Twitter. (Foto: dpa)
  • Palästinenserpräsident Abbas hat den Holocaust mit dem damaligen sozialen Status der Juden begründet.
  • Die Bundesregierung kritisiert seine Aussagen scharf. Außenminister Maas warnt vor einer "Relativierung des Holocausts".
  • Auch Israel reagiert empört.

Die Bundesregierung hat Aussagen des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas als antisemitisch kritisiert. "Wir treten gegen jegliche Relativierung des Holocausts ein", schrieb Außenminister Heiko Maas (SPD) auf Twitter. Deutschland trage die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. "Die Erinnerung daran bleibt uns Mahnung und Auftrag, weltweit jeder Form von Antisemitismus sehr entschlossen zu begegnen."

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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Abbas Antisemitismus und Leugnung des Holocausts vor. Die Staatengemeinschaft müsse Abbas' antisemitische Aussagen verurteilen, teilte der Regierungschef auf Twitter mit. "Offenbar gilt, einmal ein Holocaust-Leugner, immer ein Holocaust-Leugner." Abbas' Sprecher Nabil Abu Rdainah lehnte eine Stellungnahme ab.

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Abbas hatte zu Wochenbeginn in einer Rede zur Eröffnung des Palästinensischen Nationalrates gesagt, Ursache des Hasses auf Juden in Europa über die Jahrhunderte sei nicht ihre Religion, sondern ihre Rolle im Finanzwesen - "Wucher und Banken", wie er sagte. Deswegen sei auch der Holocaust nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden.

"Ich sage hier aber nicht, dass Israel entfernt werden sollte"

Der Palästinensische Nationalrat war am Montag erstmals seit 1996 zusammengetreten. Er ist das oberste legislative Organ der Palästinensischen Befreiungsorganisation. Da mehrere Gruppen den Kongress boykottieren, wird er von der Fatah, zu der Abbas gehört, dominiert.

Bereits im Januar hatte Abbas in einer umstrittenen Rede Israel als "koloniales Projekt" bezeichnet, "das nichts zu tun hat mit Juden, die Juden wurden stattdessen als Werkzeug benutzt". Abbas betonte am Montag allerdings: "Ich sage hier aber nicht, dass Israel entfernt werden sollte. Israel existiert, und alles was ich will, ist ein Staat, so dass wir zusammen in Frieden leben können."

In seiner Anfang der 1980er-Jahre vorgelegten Doktorarbeit hatte Abbas den Holocaust relativiert und der zionistischen Bewegung vorgeworfen, sie habe mit dem Hitler-Regime kollaboriert. 2014 hatte er dann erstmals die Judenvernichtung während des Holocausts als das "schlimmste Verbrechen der Neuzeit" bezeichnet.

In den vergangenen Wochen hatte sich der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern erneut verschärft. Unter anderem gab es an der Grenze zum Gazastreifen heftige Proteste anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung Israels. Für die Palästinenser bedeutet Israels Freudentag eine Katastrophe, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Seit Beginn der Unruhen haben israelische Soldaten 39 Palästinenser getötet.

© SZ.de/rtr/dpa/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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