Süddeutsche Zeitung

Palästina-Karte ohne Israel:Roth nennt Bushido einen Antisemiten

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Während der Rapper Bushido zu seinem Twitter-Profil schweigt, das den Nahen Osten ohne Israel zeigt, greifen ihn Kritiker scharf an: Grünen-Chefin Claudia Roth spricht von einer "dreisten Leugnung des Existenzrechts Israels". Berlin-Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky vermutet: Bushido wolle sich bei antisemitisch denkenden Arabern "einschleimen".

Von Oliver Das Gupta, Berlin

Grünen-Chefin Claudia Roth wirft dem Berliner Rap-Musiker Bushido Judenfeindlichkeit vor - wegen einer stilisierten Karte des Nahen Ostens auf seinem Twitter-Profil. Die Darstellung mit dem Schriftzug "Free Palestine" (Befreit Palästina) zeigt auch das Staatsgebiet Israels in den palästinensischen Farben. "Wer das Existenzrecht Israels so dreist leugnet, den kann man mit ruhigem Gewissen als Antisemiten bezeichnen", sagt Roth zur Süddeutschen Zeitung. "Eine differenzierte Meinung zum Nahostkonflikt von Bushido wäre aber auch ungefähr so wahrscheinlich wie ein Plädoyer für die Frauenquote."

Berlin-Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky kennt Bushido persönlich. Der Sozialdemokrat hält den 34-Jährigen an sich für unpolitisch, dieser lebe "ein durchaus kleinbürgerliches Dasein". Warum der Rapper, der bürgerlich Anis Ferchichi heißt, eine Karte des Nahen Ostens ohne Israel zur Schau stellt, ist ihm schleierhaft. Buschkowsky vermutet im Gespräch mit der SZ einen PR-Gag, mit dem Bushido lediglich auffallen möchte. Oder aber, dass sich der Lautsprecher mit dem Hang zur martialischen Sprache mit seinem Palästina-Bild "bei der arabischen Klientel einschleimen" wolle.

Für den SPD-Mann, der den Berliner Bezirk mit einem immens hohen Migrantenanteil managt, gibt es eine Verbindung zwischen dem Israelhass und Antisemitismus unter Heranswachsenden, die unter anderem Bushido hören. "In der arabischstämmigen Bevölkerung ist die Anrede 'Du Jude' eine Schmähung und steht auf einer Stufe mit 'Du Opfer'."

"Einen Rückwärtsgang kennt Bushido nicht"

Zuvor hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) Bushido vorgeworfen, mit seinem Nahost-Bild Hass zu säen. Bushido müsse diese Darstellung unverzüglich von seiner Twitter-Seite entfernen, sonst könne er nicht länger als Beispiel für gelungene Integration dienen, erklärte der CSU-Politiker, nachdem die SZ über den Fall berichtet hatte.

Der Musiker äußerte sich bislang nicht zu der Karte. Allerdings reagierte er auf die Ankündigung des Burda-Verlages, die Aberkennung seines Bambis zu prüfen: "Bambi zu verkaufen", twitterte er.

Dass der für seine mitunter gewaltverherrlichenden und sexistischen Texte bekannte Rapper die Darstellung zurücknimmt, bezweifelt Bürgermeister Buschkowsky. "Einen Rückwärtsgang kennt Bushido nicht."

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