Pakistan:Zwei Selbstmordanschläge auf Kirche

Hunderte waren zum Gottesdienst in der Kirche versammelt: In Peshawar im Nordwesten Pakistans haben sich zwei Attentäter in die Luft gesprengt - mindestens 75 Menschen sind ums Leben gekommen.

Bei einem Bombenanschlag auf eine christliche Kirche in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar sind nach dem Sonntagsgottesdienst mehrere Menschen getötet worden. Nach offiziellen Angaben sind mindestens 75 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 135 seien verwundet.

Ein Augenzeuge sagte dem Sender Geo TV, innerhalb von Sekunden sei es zu zwei Explosionen gekommen. Hochrangige Polizeivertreter gaben an, dass sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hätten. Jeder von ihnen hätte sechs Kilo Sprengstoff bei sich getragen. Mindestens 600 Gläubige seien zu dem Zeitpunkt in und vor der Kirche versammelt gewesen, sie waren gerade dabei das Gebäude nach dem Ende des Gottesdienstes zu verlassen. Ein Gemeindevertreter verteilte auf dem Kirchenhof kostenloses Essen.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat, Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Es sei gegen die Lehren des Islam und aller Religionen, Unschuldige anzugreifen, hieß es in einer Mitteilung. "Terroristen haben keine Religion." Im Nordwesten Pakistans verüben Taliban-Gruppen regelmäßig Anschläge. Sharif versucht seit seiner Amtsübernahme im Juni, Gespräche mit den pakistanischen Taliban in die Wege zu leiten. Bislang sind diese Versuche aber erfolglos geblieben.

Der frühere Minister für ein friedliches Miteinander der Religionen, Paul Bhatti, und der Abgeordnete der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Fredrich Azeem Ghauri, erklärten, es handele sich um den schwersten Anschlag auf Christen in der Geschichte Pakistans.

Christen im Land klagen immer wieder über Diskriminierung, besonders im Zusammenhang mit den international umstrittenen Blasphemiegesetzen des Landes.

Vor vier Jahren zündeten islamistische Aufständische in der Stadt Gojra in der Provinz Punjab 40 Häuser und eine Kirche an. Bei dem Brand kamen damals mindestens sieben Christen ums Leben.

Christen machen in Pakistan lediglich vier Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Insgesamt leben in dem Land etwa 180 Millionen Menschen.

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