Pakistan:Tote bei Militäroffensive im Swat-Tal

Die Bevölkerung im pakistanischen Swat-Tal leidet unter der Militäroffensive gegen militante Islamisten. Dutzende Einwohner wurden getötet oder verletzt.

Die pakistanische Armee hat ihre Offensive gegen die Taliban im Norden des Landes ausgeweitet und nach eigenen Angaben am Samstag das Hauptquartier der Rebellen zerstört. Bei den Kämpfen am Samstag seien mindestens 55 Rebellen getötet worden, teilte die Armee mit. Allein im Krankenhaus von Mingora handelte es sich bei einem Viertel der 100 Patienten um Opfer der Gefechte, wie der Arzt Nisar Khan erklärte.

Pakistan: Vor allem die Zivilbevölkerung ist auf der Flucht aus dem Swat-Tal.

Vor allem die Zivilbevölkerung ist auf der Flucht aus dem Swat-Tal.

(Foto: Foto: AP)

Das Hauptquartier der Taliban in Loenamal in der Bergregion Matta sei vollkommen zerstört worden, gab die Armee bekannt. Allein bei diesem Angriff seien 30 bis 40 Taliban getötet worden. Auch in Mingora, der Hauptstadt des Swat-Distrikts, gingen die Kämpfe am Samstag weiter. Hubschrauber beschossen Stellungen der radikal-islamischen Rebellen. Mingora ist noch zu großen Teilen in den Händen der Aufständischen.

Gleichzeitig ging nach Angaben der lokalen Behörden die Offensive am Boden gegen die Taliban weiter. Auch aus den Nachbardistrikten Buner und Dir wurden neue Zusammenstöße gemeldet. Nach Angaben von Militärsprecher Generalmajor Athar Abbas kämpfen die pakistanischen Truppen im Swat-Tal gegen bis zu 5000 Taliban-Rebellen.

Am Vortag waren nach Militärangaben bei Gefechten in den Distrikten Swat, Buner und Dir mindestens 140 Aufständische getötet worden. Fünf Angehörige der Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen. Der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani hatte am Donnerstagabend in einer Ansprache an die Nation angekündigt, die Armee werde die Aufständischen "ausmerzen".

Bei einem vermutlich von US-Streitkräften ausgeführten Raketenangriff im Nordwesten Pakistans kamen mindestens fünf Menschen ums Leben. Nach pakistanischen Geheimdienstangaben traf die Rakete, die von einer unbemannten US-Drohne abgeschossen wurde, ein verlassenes Schulgebäude im Stammesgebiet von Süd-Waziristan. Die Schule soll von radikalislamischen Taliban als Trainingscamp genutzt werden. Etwa ein Dutzend weiterer Menschen sei dabei verletzt worden, hieß es. Süd-Waziristan gilt als Rückzugsgebiet des Terror-Netzwerks von El Kaida und von Taliban- Kämpfern.

In einem Flüchtlingslager in Mardan am Rande des Kampfgebiets kam es am Samstag zu Plünderungen und auch zu Auseinandersetzungen mit Polizisten. Mehrere Dutzend Männer aus dem Lager stahlen Decken und Öl, wie Fernsehbilder zeigten. "Wenn die Menschen verzweifelt sind, ist das kaum verwunderlich", erklärte UN-Sprecherin Ariane Rummery.

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