Pakistan:Mehr als 20 Menschen sterben bei Anschlag auf Bahnhof

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Polizisten am Ort des Anschlags, dem Bahnhof von Quetta in Pakistan. (Foto: Banaras Khan/AFP)

Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in Quetta in die Luft, der Hauptstadt der Provinz Belutschistan. Die Verantwortung übernimmt eine der Separatistengruppen, die dort für mehr Autonomie kämpfen.

Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Bahnhof in Pakistan sind mehr als 20 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigen, wie Menschen auf dem überfüllten Bahnsteig in Quetta, der Hauptstadt der Provinz Belutschistan, vor dem Feuerball der Explosion wegrennen. Die verbotene militante „Balochistan Liberation Army“ (BLA) habe die Verantwortung für den Anschlag übernommen, sagte ein Polizeisprecher örtlichen Medien. „Das Ziel waren Armeeangehörige der Infanterieschule“, erläuterte der Generalinspekteur der Polizei in der Provinz. Viele Verletzte befänden sich in einem kritischen Zustand.

Der leitende Polizeichef sagte, ein Attentäter habe sich offenbar mit einer Bombe in die Luft gesprengt. Die Ermittlungen seien im Gange. „Die Explosion ereignete sich im Bahnhof, als der nach Peschawar fahrende Expresszug gerade abfahren wollte“, sagte der Polizeichef. Zum Zeitpunkt der Detonation wird der Bahnhof üblicherweise von vielen Menschen frequentiert.

Die Zahl der Opfer ist unklar. In pakistanischen Medien ist teilweise von 24 oder 25 Toten die Rede sowie von 40 oder sogar mehr als 50 Verletzten.

Die Provinz Belutschistan liegt an der Grenze zu Afghanistan und Iran und gilt als die konfliktreichste Region Pakistans. In ihr leben knapp 15 Millionen Menschen, sie ist reich an Rohstoffen. Seit Jahrzehnten kämpfen Separatisten für mehr Autonomie oder gar eine Abspaltung. Die Konflikte haben sich laut Experten verschärft, seit China im Rahmen seines Projekts „Neue Seidenstraße“ in Belutschistan einen großen Handelshafen in Gwadar baut und in andere Infrastruktur- und Bergbauprojekte investiert. Viele Belutschen klagen, sie würden um ihre Bodenschätze gebracht, da die pakistanische Regierung mit der chinesischen paktiere.

In den vergangenen Monaten wurden in Belutschistan viele Menschen bei Anschlägen von Separatisten auf Polizeistationen, Bahnlinien und Autobahnen getötet. Anfang November beispielsweise galt ein solcher einem Polizeiauto nahe einer Mädchenschule, Mitte Oktober einer Unterkunft von Bergarbeitern. Auch jenseits der Grenze hat es in Afghanistan und Iran Anschläge gegeben.

Den jüngsten verurteilte der Ministerpräsident Belutschistans als „Angriff auf unschuldige Menschen“. Wer das tue, „verdient keine Gnade“, sagte Sarfraz Bugti. „Das Ziel der Terroristen sind jetzt unschuldige Menschen, Arbeiter, Kinder und Frauen.“

© SZ/KNA/dpa/rtr/kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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