Pakistan:Taliban sollen eingekesselt werden

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Nach Anschlägen mit mindestens 175 Toten machen die pakistanischen Streitkräfte ihre Drohung wahr. Fast 30.000 Soldaten rücken gegen Extremisten in Süd-Waziristan vor.

Mit Unterstützung der Luftwaffe hat die pakistanische Armee ihre seit langem erwartete Großoffensive gegen radikal-islamische Aufständische im halbautonomen Stammesgebiet Süd-Waziristan begonnen.

Mobilsierte Truppen im pakistanischen Bannu: Bisher breiteste Offensive gegen Aufständische (Foto: Foto: AP)

Mit Unterstützung von Panzern und Artillerie rückten Bodentruppen aus drei Richtungen auf mutmaßliche Verstecke der Militanten vor, verlautete aus Geheimdienstkreisen. Nach Militärangaben nehmen 28.000 Soldaten an der Offensive in der unwegsamen Gebirgsregion teil. Dort sollen sich 10.000 bis 15.000 Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer verschanzt haben.

Die Grenzregion zu Afghanistan gilt als Rückzugsgebiet für die Taliban und Angehörige des Terrornetzes Al-Qaida. In Süd-Waziristan war Anfang August der pakistanische Taliban-Chef Baitullah Mehsud bei einem US-Raketenangriff getötet worden. Die Taliban unter dessen Nachfolger Hakimullah Mehsud schworen daraufhin Rache. Hakimullah Mehsud soll die Taliban mittlerweile reorganisiert haben.

Den Bodeneinsatz hatten die Streitkräfte vor rund zwei Wochen angekündigt. Daraufhin wurde Pakistan von einer Reihe von Anschlägen erschüttert, bei denen mindestens 175 Menschen ums Leben kamen. Dies wiederum erhöhte den Druck auf die Regierung, entschlossen gegen die Militanten vorzugehen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Beginn der pakistanischen Luftangriffe auf mutmaßliche Verstecke der Aufständischen im vergangenen Mai rund 80.000 Zivilisten geflüchtet. Die pakistanischen Behörden rechnen mit insgesamt bis zu 120 000 Flüchtlingen. Deshalb seien vier Auffanglager bereitgestellt worden.

Nach Angaben von Amnesty International sind seit Juli sogar bereits bis zu 150.000 Menschen aus der Region geflohen. In den vergangenen Tagen erklärten die Streitkräfte, die Gegend sei weitgehend abgeriegelt und 28.000 Soldaten seien in Stellung gebracht worden.

Die USA hatten angekündigt, die Militäroperation mit Nachtsichtgeräten und weiterer Ausrüstung zu unterstützen. Mehrere Offensiven in den vergangenen Jahren endeten jeweils mit einem Waffenstillstand, der letztlich den Taliban weiter die Kontrolle in Süd-Waziristan ließ. Die pakistanische Regierung hat erklärt, dass es dieses Mal keine solche Verhandlungslösung geben werde.

© dpa/AP/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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