Pakistan:Taliban-Kommandeur: Baitullah Mehsud lebt

Am Freitag meldeten die Taliban den Tod ihres Anführers. Jetzt soll ausgerechnet der Mann, der als Mehsuds Nachfolger gehandelt wird, den Tod seines Chefs dementiert haben.

Hakimullah Mehsud ist für eine rigorose Rekrutierung von Terroristen bekannt, er bildet Selbstmordattentäter aus, auf ihn ist ein Kopfgeld von zehn Millionen Rupien (85.000 Euro) ausgesetzt. Vor allem aber ist Hakimullah Mehsud der Stellvertreter Baitullah Mehsuds, jenes gefürchteten Taliban-Chefs, der in Pakistan als "Staatsfeind Nummer eins" gesucht wurde.

Baitullah Mehsud, Pakistan, Taliban, AP

Rätselraten um den Chef-Taliban Pakistans: Ist Baitullah Mehsud wirklich tot?

(Foto: Foto: AP)

Als am Freitag Berichte über dessen Tod bei einem US-Drohnenangriff bekannt wurden, nannten Gewährsleute aus Geheimdienst- und Extremistenkreisen bald Hakimullah Mehsud als den wahrscheinlichsten Nachfolger. Doch ausgerechnet der designierte Erbfolger sagt nun einem Bericht der BBC zufolge Baitullah Mehsud sei am Leben.

Auf der Internetseite des urdusprachigen BBC-Dienstes bezeichnete er die Berichte über den Tod Baitullah Mehsud als lächerlich. Sie seien "das Werk der Geheimdienste", wird der Taliban-Kommandeur zitiert.

Tatsächlich konnte Baitullah Mehsuds Tod noch von keiner unabhängigen Quelle bestätigt werden. Der pakistanische Außenminister hatte zwar am Freitag erklärt, es sei "ziemlich sicher", dass Mehsud bei dem Luftangriff am Mittwoch ums Lebens gekommen sei. Verschiedene Regierungsbehörden wie auch Mehsuds eigene Anhänger hätten dies berichtet. Zudem hätten Zeugen seiner Beerdigung beigewohnt oder diese beobachtet.

Politikum in Pakistan

Dennoch blieben Zweifel. Weil Mehsuds Tod schon zuvor mehrfach gemeldet wurde. Weil zuverlässige Informationen aus dem von Taliban kontrollierten Nordwesten Pakistans selten sind. Und weil die Meldung vom Tod Mehsuds zunächst aus Talibankreisen kam. Die Todesnachricht kann genauso Propaganda sein wie das Dementi seines Stellvertreters.

Unterdessen gab der amerikanische Geheimdienst CIA Details zu dem Angriff bekannt, die sich zum Politikum in Pakistan entwickeln dürften. Pakistan habe bei dem Angriff auf Baitullah Mehsud mit der CIA zusammengearbeitet. Der US-Raketenangriff sei auf einen entscheidenden Hinweis aus Pakistan zurückgegangen, erklärten zwei Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdienstes, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Damit wird trotz offizieller Proteste gegen US-Angriffe eine Zusammenarbeit zwischen Islamabad und Washington bei Angriffen auf pakistanischem Boden offenbar.

Pakistan verurteilt die US-Drohnenangriffe routinemäßig als Verletzung der territorialen Souveränität. Beobachter gingen jedoch seit langem davon aus, dass Islamabad die Angriffe im Grenzgebiet zu Afghanistan mindestens toleriert.

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