Süddeutsche Zeitung

Kaschmir-Konflikt:Pakistans Premier ruft Indien zu Gesprächen auf

  • Pakistans Premier hat Indien zum Dialog aufgerufen.
  • Zuvor hatte die pakistanische Luftwaffe zwei indische Flugzeuge abgeschossen und damit auf ein Bombardement Indiens reagiert, das nach Angaben der dortigen Regierung Extremisten galt.
  • Ausgelöst worden ist der neue Konflikt zwischen Delhi und Islamabad durch einen Angriff auf indische Sicherheitskräfte, dem 44 Menschen zum Opfer fielen. Die Attacke hatte die Extremistengruppe Jaish-e-Mohammed (JeM) für sich reklamiert.
  • In der Vergangenheit haben Indien und Pakistan mehrfach Krieg um die Region Kaschmir geführt.

Der pakistanische Premierminister Imran Khan hat Indien zu Gesprächen aufgerufen. In einer Rede an die Nation sagte er, ein Krieg bringe keinem der beiden Länder Vorteile. "Wir sollten uns hinsetzen und reden", schlug er seinem indischen Kollegen Narendra Modi vor.

Pakistanische Kampfflieger hatten zuvor zwei indische Flugzeuge abgeschossen. Pakistans Armeesprecher Asif Ghafoor erklärte über Twitter, eine der beiden Maschinen sei im pakistanischen Teil Kaschmirs abgestürzt, die andere im indischen Teil des seit Jahrzehnten umstrittenen Gebietes.

Die Maschinen hätten die Grenze überflogen, sagte ein pakistanischer Armeesprecher. Ein Pilot sei gefangen genommen worden. Über Opfer war zunächst nichts bekannt. Wegen der Spannungen hat Pakistan seinen Luftraum bis auf Weiteres gesperrt.

Indien wies die pakistanischen Angaben zurück. Dem Außenministerium in Neu Delhi zufolge seien ein pakistanisches und ein indisches Flugzeug abgeschossen worden. Die Luftwaffe des Landes hatte am Dienstagmorgen nach eigener Darstellung einen Angriff auf Extremisten in der pakistanischen Region Balakot, nahe der Grenze zu Kaschmir, geflogen. Bei dem Angriff seien viele Extremisten getötet worden, teilte Indien mit.

Pakistan widersprach: Die Luftangriffe seien ohne Wirkung geblieben. Dennoch werde man angemessen auf die Verletzung des pakistanischen Luftraums reagieren. Der pakistanischen Regierung zufolge starben sechs Zivilisten in Kaschmir durch eine indische Mörsergranate.

Indiens Premier Modi ist im Wahlkampf

Ausgelöst worden ist der neue Konflikt zwischen Delhi und Islamabad durch einen Angriff auf indische Sicherheitskräfte, dem 44 Menschen zum Opfer fielen. Die Attacke hatte die Extremistengruppe Jaish-e-Mohammed (JeM) für sich reklamiert.

Das deutsche Auswärtige Amt betrachtet die Spannungen zwischen den beiden Atommächten mit großer Sorge. Die Konfrontation gefährde Frieden und Stabilität, sagte eine Sprecherin.

Indien und Pakistan haben sich in den Neunzigerjahren atomar hochgerüstet, als Grund nennen beide Seiten die jeweilige Bedrohung durch den anderen. Auch haben sie bereits Kriege um Kaschmir geführt. Seit Großbritannien sich im Jahr 1947 vom Subkontinent zurückgezogen hat und als Folge davon Indien und Pakistan entstanden, ist der Status Kaschmirs zwischen beiden Staaten umstritten.

Beide kontrollieren Teile der Himalaya-Region, beanspruchen sie aber in Gänze. Mehrere extremistische Gruppen kämpfen gegen den indischen Staat, nach Darstellung Delhis werden viele von ihnen vom pakistanischen Geheimdienst gesteuert. Auch JeM agiert nach Indiens Darstellung mit Unterstützung des pakistanischen Sicherheitsapparats. Pakistan weist solche Anschuldigungen stets zurück.

Verschärft wird die aktuelle Krise durch die Lage in Indien: Premierminister Narendra Modi befindet sich im Wahlkampf, im Frühjahr stimmen die Menschen über eine neue Regierung ab. Bei einem Wahlkampfauftritt am Dienstag erwähnt er die Luftschläge indirekt: Die Nation "verbeuge sich vor unseren Helden". Allerdings ist Indiens angekündigte Strategie, Pakistan international isolieren zu wollen, bislang nicht aufgegangen. Die USA sind auf Islamabads Unterstützung für ihre Friedensgespräche mit den Taliban angewiesen, um den Krieg in Afghanistan zu beenden.

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