Süddeutsche Zeitung

Pakistan:Ex-Premier Khan verhaftet

Lesezeit: 1 min

Die Justiz wirft ihm immer wieder Korruption vor. Seine Anhänger stoßen vor dem Gerichtsgelände mit der Polizei zusammen.

Der ehemalige pakistanische Premierminister Imran Khan ist im Rahmen von Ermittlungen in einem Korruptionsverfahren verhaftet worden. Der 70-Jährige wurde im Oberen Gericht in der Hauptstadt Islamabad festgesetzt, wie Sicherheitsbehörden und seine Partei PTI bestätigten. Hintergrund sei einer der vielen Korruptionsfälle, für die sich Khan verantworten müsse, sagte ein Sicherheitsbeamter der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Gerichtsgelände kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern des Politikers und der Polizei.

Khan soll unter anderem deshalb vor Gericht, weil er Geschenke verkauft hat, die er während seiner Zeit als Premierminister von ausländischen Staatsgästen erhalten hat, darunter sieben Uhren, die einen Wert von bis zu 300 000 US-Dollar haben. Khan sagt, er habe keine Regeln gebrochen und die Gegenstände legal verkauft.

Im April 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum als Premierminister nach fast vier Jahren im Amt abgesetzt worden. Bei dem Versuch, den Politiker im März dieses Jahres in seiner Residenz in der Millionenstadt Lahore zu verhaften, gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und seinen Anhängern.

Khan treibt seinen Nachfolger vor sich her

Während die amtierende Regierung unter Shehbaz Sharif mit den Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen hat und die harten Auflagen des Internationalen Währungsfonds erfüllen muss, um eine Staatspleite abzuwenden, treibt der Ex-Premier seinen Nachfolger seit Monaten vor sich her und fordert sofortige Neuwahlen - in der Gewissheit, dass er und seine Partei gewinnen würden.

Dabei trägt Khan an der wirtschaftlichen Misere des Landes mindestens ebenso viel Schuld wie die jetzige Regierung. Doch er versteht es geschickt, die Streichung von Subventionen, beispielsweise bei Treibstoff, als Attacke der Herrschenden gegen die Armen auszulegen.

Khan ruft seit Monaten immer wieder zu Massenprotesten auf. Bei einer Demonstration wurde Khan im vergangenen November ins Bein geschossen. Ein Attentat, das er seinem Nachfolger Sharif und dem mächtigen Militär des Landes anlastete. Sharif hat Khans wiederholte Forderungen nach Neuwahlen zurückgewiesen. Die Wahlen würden wie geplant noch in diesem Jahr stattfinden, sie sind für November angesetzt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5848480
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/saul/dapf
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.