Süddeutsche Zeitung

Pakistan:Christin Asia Bibi aus dem Gefängnis entlassen

  • Die wegen Blasphemie verurteilte pakistanische Christin Asia Bibi ist aus dem Gefängnis entlassen worden.
  • Sie war wegen angeblicher Gotteslästerung im vorwiegend muslimischen Pakistan zum Tode verurteilt worden. Nach Aufhebung des Urteils war es zu Protesten radikalislamischer Gruppen gekommen.
  • Nach Regierungsangaben ist Bibi noch immer in Pakistan. Sie ist an einen geheimgehaltenen Ort gebracht worden.

Eine Woche nach der Aufhebung ihres Todesurteils ist die Christin Asia Bibi in Pakistan aus dem Gefängnis freigekommen und befindet sich noch immer im Land. "Sie ist in Pakistan", sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag.

Tags zuvor war Bibi mit einem Flugzeug aus der Stadt Multan gebracht worden, wo sie inhaftiert gewesen war. Das Ziel blieb geheim. Medien berichteten zwischenzeitlich, sie sei ins Ausland geflogen worden. Ihr Anwalt Saiful Malook hatte der Nachrichtenagentur AFP gesagt, seine Mandantin sei "in einem Flugzeug, aber niemand weiß, wo sie landen wird". Bibi saß wegen angeblicher Gotteslästerung neun Jahre im Gefängnis.

Der Oberste Gerichtshof Pakistans hatte am Mittwoch vergangener Woche das Todesurteil gegen Bibi aufgehoben. Er sprach die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte, von allen Vorwürfen frei. Nach Bekanntwerden des Urteils kam es in dem konservativ-muslimisch geprägten Land zu tagelangen Protesten von Islamisten.

Am Freitag einigte die Regierung in Islamabad sich mit der Islamistenpartei Tehreek-e-Labaik darauf, dass die Islamisten Berufung gegen die Gerichtsentscheidung einlegen dürfen. Der freigesprochenen Bibi wurde die Ausreise zunächst untersagt. Am Mittwoch ging in dem Gefängnis, in dem die Christin festgehalten wurde, dann aber eine Entlassungsanordnung ein, wie ein Gefängnisvertreter sagte.

Bibis Ehemann fürchtet um das Leben der gesamten Familie

Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte die USA, Großbritannien und Kanada darum gebeten, seiner Frau und der Familie zur Ausreise aus Pakistan zu verhelfen und ihnen Asyl zu gewähren. Er fürchtet demnach um das Leben der gesamten Familie. Ihr Anwalt Malook ist bereits in die Niederlande geflohen.

Blasphemie ist in Pakistan ein folgenschwerer Vorwurf. Rund 40 Menschen verbüßen dort nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit wegen entsprechender Anschuldigungen derzeit lebenslängliche Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es zu Lynchmorden wegen Vorwürfen der Gotteslästerung.

Bibi war 2010 in der Provinz Punjab wegen Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Muslimische Frauen aus ihrem Dorf hatten der Mutter von fünf Kindern vorgeworfen, sich beleidigend über den Religionsstifter geäußert zu haben, sie selbst bestreitet das. Das Todesurteil sorgte international für Empörung. Menschenrechtsgruppen und auch Papst Benedikt XVI. hatten sich für Bibis Freilassung eingesetzt.

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