Süddeutsche Zeitung

Pakistan:Bhuttos politisches Testament

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In ihrem letzten Willen ruft die ermordete pakistanische Oppositionspoliterin Bhutto ihre Anhänger zum Kampf gegen die Diktatur auf. Außerdem benennt sie ihren Wunschnachfolger.

Die ermordete pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto hat in einem politischen Testament ihre Angst vor der Zukunft der immer instabileren südasiatischen Atommacht geäußert.

"Bitte setzt den Kampf gegen Terrorismus, Diktatur, Armut und Ignoranz fort", appellierte Bhutto in dem zweiseitigen Schreiben nach Angaben des Senders Dawn News an ihre Anhänger. "Ich wünsche Euch Erfolg dabei, das Programm unserer Partei zu erfüllen und den geknechteten, diskriminierten und unterdrückten Menschen in Pakistan zu dienen."

Bhuttos Angehörige wollten den von ihrer Volkspartei PPP sogenannten letzten Willen der Politikerin am Nachmittag bei einer Pressekonferenz verlesen. In dem Papier heißt es nach Angaben von Dawn News weiter, Benazir Bhuttos Ehemann Asif Ali Zardari solle die PPP übergangsweise führen, bis er "entscheidet, was das beste" für die größte Partei des Landes sei.

In dem Schreiben nennt Bhutto ihren Ehemann, dem Mordkomplotte und Korruption vorgeworfen werden und der jahrelang im Gefängnis saß, einen "Mann des Mutes und der Ehre", der die Partei zusammenhalten werde.

Nach dem Mord an Bhutto bei einer Kundgebung Ende Dezember in der Garnisonsstadt Rawalpindi hatte Zardari den gemeinsamen 19-jährigen Sohn Balawil zum PPP-Chef ernannt, der aber zunächst sein Studium in Oxford fortsetzt. De facto führt Zardari die Partei.

Bhutto hatte das handgeschriebene "Testament" zwei Tage vor ihrer Rückkehr nach Karachi aus dem selbstgewählten Exil am 18. Oktober verfasst. Wenige Stunden nach ihrer Rückkehr hatte sich ein Selbstmordattentäter in der feiernden Menge in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen getötet. Bhutto selbst blieb damals unverletzt.

Nach dem tödlichen Anschlag Ende Dezember wurden die für Anfang Januar geplante Parlamentswahlen auf den 18. Februar verschoben. Die Regierung machte den Taliban-nahen Extremistenführer Baitullah Mehsud für die Tat verantwortlich, der das aber abgestritten hat. Die seit Monaten sinkenden Beliebtheitswerte von Präsident Pervez Musharrafs Regierung haben seit dem Mord an Bhutto weiter abgenommen.

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dpa/gal
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