In Pakistan sind bei Anschlägen von Separatisten in der Provinz Belutschistan mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Die Angriffe richteten sich nach Angaben der Behörden am Montag gegen Polizeistationen, Bahnlinien und Autobahnen. Der größte davon zielte auf mehrere Fahrzeuge, von Bussen bis hin zu Lastkraftwagen, auf einer Hauptverkehrsstraße ab. Dabei wurden nach offiziellen Angaben mindestens 23 Menschen getötet und 35 Fahrzeuge in Brand gesetzt. „Diese Angriffe sind ein wohlüberlegter Plan, Anarchie in Pakistan zu schaffen“, erklärte Innenminister Mohsin Naqvi. Zwölf Separatisten seien nach den Angriffen von Sicherheitskräften getötet worden.
Seit Jahrzehnten fordern Separatisten die Abspaltung des rohstoffreichen Belutschistan von Pakistan. Opfer ihrer Angriffe waren häufig Arbeiter aus der Provinz Punjab, denen sie vorwerfen, sich an der Ausbeutung der Bodenschätze zu beteiligen. Ministerpräsident Shehbaz Sharif kündigte an, Sicherheitskräfte würden Vergeltung üben und die Verantwortlichen vor Gericht stellen.
Seit Jahrzehnten bekämpfen bewaffnete ethnische Gruppen die Zentralregierung
Der Bahnverkehr mit Quetta wurde nach Explosionen an einer Eisenbahnbrücke, die die Provinzhauptstadt mit dem Rest Pakistans verbindet, sowie an einer Bahnverbindung zum benachbarten Iran eingestellt. Die Polizei gab an, sechs bislang nicht identifizierte Leichen in der Nähe des Angriffsortes auf die Eisenbahnbrücke gefunden zu haben. Behördenvertreter berichteten, dass die Separatisten auch Polizei-Wachen in Belutschistan angriffen haben und dabei bei einem Angriff mindestens zehn Menschen töteten.
Die Separatistengruppe Baloch Liberation Army (BLA) reklamierte die Anschläge für sich und auch zahlreiche weitere Angriffe, darunter auf einen paramilitärischen Stützpunkt. Diesen haben die pakistanischen Behörden jedoch noch nicht bestätigt. Die BLA ist die größte mehrerer ethnischer aufständischer Gruppen, die die Zentralregierung seit Jahrzehnten bekämpfen.
Bewaffnete hätten am Sonntagabend eine Autobahn blockiert und Reisende aus Fahrzeugen geholt, teilte der zuständige Polizeichef Ayub Achakzai am Montag mit. Sie hätten deren Ausweise kontrolliert und sie dann erschossen. Bis zu 35 Fahrzeuge seien auf der Autobahn im Gebiet von Musakhail in Brand gesetzt worden. Die BLA teilte mit, ihre Kämpfer hätten es auf Militärangehörige abgesehen, die in Zivilkleidung reisten. Das Innenministerium widersprach, bei den Getöteten handele es sich um unbescholtene Bürger.
Belutschistan, das an Iran und Afghanistan grenzt, ist die flächenmäßig größte Provinz Pakistans, aber die am dünnsten besiedelte und von großer Armut geprägt. In der Vergangenheit haben Separatisten auch chinesische Interessen und Bürger in der Provinz angegriffen. Dort betreibt China den strategischen Tiefseehafen Gwadar sowie eine Gold- und Kupfermine. Sie strebt eine Vertreibung Chinas sowie die Unabhängigkeit der Provinz an.