Süddeutsche Zeitung

Pakistan: Abbottabad:Osamas Schlupfwinkel

Abbottabad im Nordwesten Pakistans: Garnisonsstadt, Urlaubsziel für hitzegeplagte Großstädter und jahrelang sicherer Zufluchtsort von Osama bin Laden.

Daniela Dau

Grüne Hügel, mildes Klima: Abbottabad ist gerade in den Sommermonaten ein beliebtes Erholungsziel für hitzegeplagte Großstädter aus Islamabad, Rawalpindi oder Peshawar. Gelegen auf gut 1200 Metern Höhe in der nordwestlichen Grenzprovinz zu Afghanistan, bieten sich von Abbottabad aus Ausflüge zu Abschnitten der Seidenstraße an oder in das Karakorum-Gebirge.

Der Name Abbottabad geht auf ihren Gründer zurück: James Abbott, ein britischer Major, erkannte die strategisch wichtige Lage der Stadt und errichtete 1853 einen Vorposten auf dem Weg nach Afghanistan. Geblieben aus der Kolonialzeit sind der Stadt die breiten Straßen, genauso wie das Militär: In Abbottabad sind zwei pakistanische Infanterieregimenter stationiert, neben Sportclubs gibt es verschiedene andere Betriebe, die ebenfalls vom pakistanischen Militär unterhalten werden. Viele pensionierte Offiziere leben hier. Der Ort ist bekannt für die hohe Qualität seiner Schulen und der medizinischen Einrichtungen.

Ältere Teile von Abbottabad wurden bei einem Erdbeben 2005 schwer zerstört. Besonders militärisch durchdrungen ist eines der neueren Stadtviertel, Bilal Town. Inmitten der grünen Landschaft stehen Kasernen, hier betreibt die Armee eine Kadettenschule, ständig patrouilliert Militärpolizei.

An einer Hauptstraße in der Nähe zum Flughafen befindet sich der Gebäudekomplex, den Osama bin Laden mit seiner Familie bewohnt hat. Eine fünfeinhalb Meter hohe, stacheldrahtbewehrte Mauer umgibt das Anwesen.

Das Hauptgebäude hat drei Stockwerke und nur wenige Fenster.

Zugang gibt es allein durch zwei bewachte Tore.

Die festungsartige Residenz am Rand von Bilal Town (links eine Luftaufnahme aus dem Jahr 2004) wurde vor etwa sechs Jahren errichtet - möglicherweise eigens für Bin Laden, mutmaßen Geheimdienstquellen.

Kontakt zu Nachbarn gab es keinen. "Die Leute in dem Haus haben nie mit irgendjemandem hier gesprochen", heißt es. Sogar ihren Abfall brachten die Hausbewohner nicht wie üblich vor das Haus, sondern verbrannten ihn innerhalb des Anwesens - vermutlich um keine Spuren zu hinterlassen. Einer der Innenhöhe des Anwesen

Trotzdem war der für pakistanische Verhältnisse luxuriöse Bau, der nach Schätzungen etwa eine Millionen Dollar (etwa 670.000 Euro) gekostet haben soll, Thema in der Nachbarschaft. So mutmaßten Anwohner in der Washington Post, dass die Bewohner Paschtunen aus dem nordwestlich gelegenen Swat-Tal seien, wo sich die pakistanische Armee zuletzt heftige Kämpfe mit den Taliban geliefert hat. Andere wollten einige Bewohner als Araber identifiziert haben.

Ein weiterer Nachbar erklärte auf Spiegel Online, der Besitzer des Hauses sei ein "sehr wohlhabender Transportunternehmer", der selbst meist außerhalb der Stadt lebe. "Jeder weiß, dass dies das Haus eines sehr reichen Mannes ist."

Nach dem Angriff riegelte pakistanisches Militär das Anwesen weiträumig ab.

Mit Planen verhüllt wurden auf einem Traktoranhänger Gegenstände abtransportiert, vermutlich die Wrackteile eines US-Hubschraubers.

Das Einsatzkommando der US-Army soll bei dem Spezialeinsatz einen Hubschrauber verloren haben. Auf diesem Foto, das ein Anwohner aufgenommen hat, sind Wrackteile zu sehen, die an der Mauer von Osama bin Ladens Gelände lehnen.

Abbottabad liegt etwa 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Islamabad in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa (die ehemalige Nordwestprovinz).

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