Süddeutsche Zeitung

Ostukraine:Kämpfe in der Ostukraine flammen auf: Notstand im Donbass

Lesezeit: 2 Min.

Von Eva Steinlein

In der Ostukraine sind die verlustreichsten Kämpfe seit Monaten ausgebrochen: Nahe der Industriestadt Awdijiwka in der Donezker Oblast wurden nach Angaben der Armee-Pressestelle drei Soldaten getötet und 24 weitere verletzt, aufseiten der Aufständischen gab es vier Tote und sieben Verletzte. Die Nachrichtenagentur AFP meldet 13 Tote.

Bei den Gefechten zwischen ukrainischen Regierungssoldaten und prorussischen Separatisten kamen schwere Artillerie und und Raketenwerfer zum Einsatz. Es ist der bislang heftigstes Zusammenstoß, seit beide Seiten am 23. Dezember vergangenen Jahres eine Waffenruhe unterzeichnet hatten. Die Kämpfe waren unmittelbar nach dem ersten Telefonat zwischen dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin ausgebrochen. Regierungstruppen und Separatisten machten sich gegenseitig für das Aufflammen der Kämpfe verantwortlich.

Tausende in Awdijiwka ohne Strom

In der umkämpften Stadt Awdijiwka gilt seit Dienstag der Notstand: Bei Temperaturen bis zu minus 20 Grad ist dort die Strom- und Gasversorgung zusammengebrochen, Tausende der 35 000 Einwohner (Zahl vor Kriegsbeginn) müssen in der Kälte ausharren, sie werden durch Feldküchen versorgt. Patienten des örtlichen Krankenhauses sowie behinderte Menschen wurden in Nachbarorte gebracht.

Die Europäische Union fordere "ein sofortiges Ende der Kämpfe", teilte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini durch eine Sprecherin mit. Es habe "eine beträchtliche Zahl von Opfern" gegeben. Der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sei ungehinderter Zugang in die Konfliktregion zu gewähren. Die Organisation zeigte sich "tief besorgt" über den Gewaltausbruch um Awdijiwka und forderte die ukrainische Regierung und die Aufständischen auf, bei den für Mittwoch in Kiew vereinbarten Gesprächen "spürbare Ergebnisse" zur Beilegung des Konflikts zu erzielen.

Der Weg zur Umsetzung von Minsk II ist weit

In dem seit 2014 andauernden Konflikt in der Ostukraine hat es bislang 10 000 Tote gegeben. Das als "Minsk II" bekannt gewordene Friedensabkommen von Minsk aus dem Jahr 2015 ist bis heute nicht umgesetzt, wofür sich beide Parteien gegenseitig die Schuld geben. ​Die EU wirft Moskau vor, seinen Einfluss auf die Rebellen in den Regionen Donezk und Lugansk nicht zur Beilegung des Konflikts geltend zu machen.

Die russische Führung erklärte hingegen, sie sie besorgt über die eskalierenden Kämpfe. Berlin, Paris und Moskau sollten gemeinsam ihren Einfluss auf die ukrainische Regierung geltend machen, damit Kiew sich an die Minsker Vereinbarungen für eine Konfliktlösung halte, sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow am Dienstag. Es habe aber noch keine Kontakte zwischen den Regierungen gegeben, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

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SZ.de/AFP/dpa/ees
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