Osteraufstand 1916:Diese Iren erhoben sich gegen das britische Empire

Osteraufstand Gruppenbild Dublin 1916

Diese Abbildung zeigt alle sieben Unterzeichner der Osterproklamation und drei weitere Unabhängigkeitskämpfer, die nach dem Aufstand hingerichtet wurden.

(Foto: Courtesy of UCD Digital Library from an original in UCD Special Collections)

Wer waren die Männer, die sich im Frühjahr 1916 in einen aussichtslosen Kampf gegen Großbritannien warfen? Der letzte Anführer starb heute vor 100 Jahren - durch ein Erschießungskommando.

Zwischen dem 24. und dem 29. April 1916 kämpften knapp 1500 Iren für eine Loslösung von Großbritannien. Der Aufstand begann mit der Verlesung der Osterproklamation - der Ostermontag fiel 1916 auf den 24. April. Darin riefen sieben Männer eine irische Republik aus. Sie alle gehörten dem Militärkomitee an, das den Aufstand gegen die Briten geplant hatte. Ihren Befehlsstand richteten sie im Dubliner Hauptpostamt ein. Die britische Armee schlug die Rebellion innerhalb weniger Tage nieder. Als Rädelsführer wurden die Unterzeichner vor ein Erschießungskommando gestellt, der letzte starb heute vor 100 Jahren. Ein Überblick:

Patrick Pearse: Der Oberbefehlshaber der Rebellenarmee gehörte zu den Gründern der Irish Volunteers, einer paramilitärischen Unabhängigkeitsbewegung, von der sich nur eine Minderheit am Osteraufstand von 1916 beteiligte. Außerdem war Pearse führendes Mitglied der Irish Republican Brotherhood (IRB), einer Geheimorganisation, die die irische Unabhängigkeit mit Gewalt erreichen wollte. Er verlas zu Beginn des Aufstands am 24. April 1916 in der Dubliner Sackville Street die Osterproklamation und war einer der Kämpfer, die im Anschluss das Hauptpostamt stürmten und gegen die britische Armee verteidigten.

Pearse - im zivilen Leben Schriftsteller und Rektor der von ihm gegründeten irischen Schule St. Enda's - war bewusst, dass der Aufstand nicht erfolgreich sein konnte. Er sah ihn aber als notwendiges "Blutopfer", um die Unabhängigkeitsbewegung zu stärken. "Ein unfreies Irland wird niemals friedlich sein!", sagte er einmal. Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb er an seine Mutter: "Die Leute werden jetzt schlimme Dinge über uns sagen, aber die Nachwelt wird unserer gedenken, und ungeborene Generationen werden uns segnen." Er behielt damit insofern recht, als dass die Hinrichtungen den Aufstand im Volk erst populär machten.

Osteraufstand 1916: Patrick (rechts) mit seinem Bruder Willi. Auch er wurde nach dem Osteraufstand hingerichtet.

Patrick (rechts) mit seinem Bruder Willi. Auch er wurde nach dem Osteraufstand hingerichtet.

(Foto: imago stock&people)

Thomas Clarke: Der radikale Republikaner war zur Zeit des Osteraufstands körperlich und psychisch bereits schwer gezeichnet. Er gehörte 1883 zu einer Gruppe von IRB-Mitgliedern, die die London Bridge in der britischen Hauptstadt sprengen wollte. Dafür saß er unter teils unmenschlichen Bedingungen 15 Jahre lang in Haft. Nachdem er zwischenzeitlich in den USA gelebt hatte, kehrte er 1907 nach Dublin zurück, wo er einen kleinen Tabakladen betrieb. Er engagierte sich aber weiter in der IRB und gehörte als ihr Schatzmeister zu den führenden Mitgliedern.

Clarke war der erste Unterzeichner der Osterproklamation und war beim Aufstand auch als Kommandant vorgesehen. Er überließ diese Rolle aber Pearse. Vor dem Kriegsgericht sprach Clarke nicht ein Wort. Als ihm seine Hinrichtung für den 3. Mai angekündigt wurde, sagte er: "Gott sei Dank." Er wollte lieber sterben, als noch einmal ins Gefängnis zu müssen.

Osteraufstand 1916 Dublin Clarke

Thomas Clarke (Mitte) und Séan MacDiarmada (rechts) - links im Bild: John Daly, führendes IRB-Mitglied

(Foto: Courtesy of UCD Digital Library from an original in UCD Special Collections)

Séan MacDiarmada: Auch er stand an der Spitze der IRB. Ihn verband eine enge Freundschaft mit Thomas Clarke. In der Brotherhood fungierte er als Sekretär und gab seit 1910 ihre Zeitung Irish Freedom heraus. Später erkrankte er an Kinderlähmung und war fortan auf einen Gehstock angewiesen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kam er in Haft, weil er seine Landsleute in einer Rede dazu aufgerufen hatte, nicht in der britischen Armee zu kämpfen. Nach dem Aufstand gelang es MacDiarmada beinahe, in der Masse der gefangenen Rebellen unterzutauchen. Doch er wurde von einem Polizisten verraten und ebenfalls hingerichtet. Der spätere IRA-Führer Michael Collins ließ den Informanten während des irischen Unabhängigkeitskrieges (1919-1921) aus Rache ermorden.

Thomas MacDonagh: Der Lehrer und Schriftsteller war eng mit Joseph Plunkett und Patrick Pearse befreundet und unterrichtete ab 1908 an dessen Schule St. Enda's in Dublin. MacDonagh kommandierte während des Aufstands das zweite Bataillon der Rebellenarmee, das in einer Dubliner Keksfabrik Stellung bezog. Die Gefechte in diesem Teil Dublins waren weniger schwer als im Zentrum. Als er den Befehl zur Kapitulation erhielt, war seine Truppe noch voll kampffähig.

Ein Rebell heiratet wenige Stunden vor seiner Hinrichtung

Éamonn Ceannt​: Das Gründungsmitglied der Irish Volunteers unterrichtete irische Sprache und Musik. Im April 1916 befehligte er das vierte Bataillon, das im Gebäude der South Dublin Union stationiert war. Nachdem man ihm sein Todesurteil mitgeteilt hatte, schrieb er an die Öffentlichkeit: "Irland hat bewiesen, dass es eine Nation ist. Diese Generation kann den Anspruch erheben, Söhne hervorgebracht zu haben, die nicht weniger tapfer waren als alle vor ihnen. Und in den kommenden Jahren wird Irland jene ehren, die für seine Ehre Ostern 1916 alles eingesetzt haben."

Joseph Plunkett: Der jüngste Unterzeichner der Proklamation entwarf in weiten Teilen die Strategie für den Aufstand. Sie ähnelte dem Plan von James Connolly (siehe weiter unten) und sah vor, wichtige Gebäude und Verkehrspunkte zu besetzen. Wenige Tage vor dem Aufstand musste er sich am Hals operieren lassen und war während der Kämpfe noch arg geschwächt. Im Kilmainham-Gefängnis heiratete Plunkett am Tag vor seinem Tod seine Geliebte Grace Gifford. Unmittelbar bevor er zu seiner Hinrichtung geführt wurde, durften die beiden in der streng bewachten Zelle zehn Minuten miteinander verbringen. Plunkett war erst 28 Jahre alt.

Osteraufstand 1916: James Connolly

James Connolly

(Foto: imago stock&people)

James Connolly: Der Führer der Irish Citizen Army (ICA), die nach dem Generalstreik von 1913 zum Schutz der Arbeiter gegründet wurde, war im Gegensatz zu den anderen Unterzeichnern der Osterproklamation Marxist. Die Irish Volunteers hielt er für zu bürgerlich und nicht willens, sich gegen die britische Besatzungsmacht zu erheben. Deswegen drohte Connolly, notfalls alleine mit seiner etwa 250 Mann schwachen ICA loszuschlagen. Als die radikale Irish Republican Brotherhood, die die gemäßigten Volunteers unterwandert hatte, davon erfuhr, vereinbarte sie mit Connolly, an Ostern gemeinsam einen Aufstand zu wagen. Daran nahmen schließlich etwa 220 ICA-Mitglieder teil. Sie gehörten zu dem Bataillon, das das Hauptpostamt in Dublin besetzte.

Connolly wurde bei den Kämpfen schwer am Bein verwundet. Danach ließ er sich im Hauptquartier im Bett herumtragen und befehligte seine Mitstreiter weiter. Überliefert ist eine bemerkenswerte Szene nach der Kapitulation der Aufständischen: Connolly lag mit heftigen Schmerzen im Dublin Castle und sprach mit einem katholischen Geistlichen. Er fragte: "Werden Sie einem Marxisten die Beichte abnehmen?" Der Pater antwortete: "Ich meine, mein Sohn, ich werde jedem die Beichte abnehmen, der bekennt, dass er ein Sünder ist. Außerdem glaube ich, unser Schöpfer wäre mit dir einverstanden gewesen." Connolly hatte sich stets für die Schwachen in der Gesellschaft eingesetzt. Wenige Tage später, am 12. Mai, wurde Connolly im Hof des Kilmainham-Gefängnisses von einem Erschießungskommando hingerichtet. Er war bereits so schwach, dass er nicht mehr stehen konnte und starb im Sitzen - an einen Stuhl gefesselt.

Connollys brutale Hinrichtung trug in erheblichem Maße dazu bei, dass sich große Teile der zunächst kritischen Bevölkerung mit den Zielen der Rebellen identifizierten. Ein fruchtbarer Boden, auf dem die wenig später gegründete Irish Republican Army (IRA) gedieh. Einer ihrer wichtigsten Anführer, der ebenfalls am Osteraufstand beteiligte Michael Collins, sagte über Connolly: "Ich wäre ihm durch die Hölle gefolgt".

Osteraufstand Dublin 1916 Connolly Liberty Hall

Nach Connollys Hinrichtung hängten seine Anhänger an der Liberty Hall, dem Sitz seiner Gewerkschaft, ein Banner mit der Aufschrift auf: "James Connolly, ermordet am 12. Mai 1916".

(Foto: Courtesy of UCD Digital Library from an original in UCD Special Collections)
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