Ostasien:Trump stößt Gegner und Freunde vor den Kopf

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In Südkorea taucht das Trio auch auf Demonstrationen auf. (Foto: AP)

Der US-Präsident führt mit seiner überraschenden Absage des Korea-Gipfels nicht nur Kim und Moon vor. Er macht dann auch gleich wieder ein Kehrtwende. Damit beschädigt er die Position der USA in Asien.

Kommentar von Christoph Neidhart, Tokio

Donald Trump lässt den geplanten Gipfel mit Machthaber Kim Jong-un platzen. Dann will er ihn doch wieder. Nordkorea nahm die Absage, von der es, wie ganz Ostasien, am Donnerstag kurz vor Mitternacht überrumpelt wurde, besonnen auf. Pjöngjang reagierte aber ungewöhnlich schnell. Früh am Freitagmorgen publizierte das Regime eine differenzierte Erklärung, mit der es Trump einen Dialog anbot, "wo, wie und wann auch immer".

Kim Jong-un hat die starren Positionen seines Regimes gelockert und Washington gegenüber Zugeständnisse gemacht. Er hat seine Autorität an politische Kurskorrektur geknüpft. US-Außenminister Mike Pompeo nimmt ihm das offenbar ab. Dennoch wird in Trumps Washington geredet, als gehe es um eine Kapitulation Nordkoreas. Doch das stimmt nicht. Trumps Leute haben nicht kapiert, dass für Verhandlungen in Asien erst mit kleinen Gesten Vertrauen geschaffen werden muss, wie Kim es versucht hat. Und dass keine Seite ihr Gesicht verlieren darf, Kims isoliertes Regime schon gar nicht.

Verwirrung um Treffen
:Trump hält Nordkorea-Gipfel doch wieder für möglich

Der US-Präsident äußert sich positiv zu Pjöngjangs Reaktion auf die Gipfelabsage. Und erwägt nun eine Rückkehr zum alten Termin.

Mit seiner Absage hatte Trump auch Moon Jae-in vor den Kopf gestoßen. Der südkoreanische Präsident erfuhr davon aus den Medien. Noch am Dienstag war er Gast im Weißen Haus. Moon spielt im Ausgleich mit Nordkorea die Rolle eines Vermittlers und Regisseurs; es ist sein wichtigstes politischen Anliegen.

Der plötzliche, erneute Schwenk Trumps wird ihn kaum beruhigen.

Peking ist ebenfalls irritiert. Es setzt die UN-Sanktionen gegen Nordkorea so konsequent um wie noch nie und hat den geplanten Gipfel, vielleicht mit Vorbehalten, aber eben doch unterstützt. Dennoch zettelt Trump ausgerechnet jetzt einen Handelskrieg gegen China an. Der US-Präsident verstößt gegen die elementarsten Regeln der Diplomatie, er führt nicht nur Kim, sondern auch seine Partner und Verbündeten vor. Und das nicht zum ersten Mal. Damit beschädigt er die Position der USA in Asien. Nur Tokio hält weiter tapfer zu Trump. Es sei enttäuscht, respektiere und unterstütze aber seine Entscheidung, so Japans Außenministerium. Dabei ließ Trump niemanden öfter im Regen stehen als seinen "Freund" Premier Shinzō Abe - zuletzt bei den Stahlzöllen. Dass Trump den Gipfel vielleicht nun doch will, schafft nur eines: weitere Verwirrung.

Trump ist nicht der erste US-Präsident, der Amerika mit seiner Asienpolitik schadet. Schon George Bush patzte, Barack Obama ignorierte Nordkorea und bezeichnete das als "strategische Geduld". Er trieb den pazifischen Freihandelspakt TPP voran, doch sein Verteidigungsminister verriet, das sei eine Strategie gegen China. In Seoul und Tokio werfen Linke und Nationalisten Washington vor, seine Asienpolitik würde vom Pentagon gemacht.

Ostasien ist wirtschaftlich eng integriert, politisch jedoch zerstritten, wenn es um seine Geschichte geht sogar verfeindet. Frühere Versuche Japans, Chinas und Südkoreas, näher zusammenzurücken, sind gescheitert oder versandet. In den vergangenen Monaten versuchten sie trotzdem, sacht aufeinander zuzugehen. Sie verstehen, wie riskant es ist, sich auf Washington zu verlassen, nicht nur mit Trump im Weißen Haus, aber besonders mit ihm. Moon Chung-in, der außenpolitische Berater von Präsident Moon, denkt bereits laut über eine koreanische Halbinsel ohne US-Truppen nach.

© SZ vom 26.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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