Opiumanbau in Afghanistan:Sprühen oder nicht sprühen

Afghanistan ist der größte Opiumlieferant der Welt und die Taliban verdienen gut daran. Doch ob Herbizide eine Lösung sein können, ist umstritten.

Die Ernte in Afghanistan ist gut: Diesen Herbst haben afghanische Farmer mehr Opium geerntet als jemals zuvor. Ein Anlass für die Amerikaner, ihre Forderungen nach chemischer Vernichtung der Mohnpflanzen zu erneuern.

Neu ist nun, dass sie dafür auch Unterstützung in der afghanischen Regierung finden. Präsident Hamid Karsai ist bislang als entschiedener Herbizid-Gegner aufgetreten, egal ob es um das Einsprühen der Pflanzen aus dem Flugzeug oder um Vernichtungsteams am Boden ging.

Aus Regierungskreisen in Afghanistan heißt es Berichten der New York Times zufolge, dass Karsai nun jedoch seinen Standpunkt überdenkt. Herbizid-Befürworter aus seiner Regierungsmannschaft treiben derzeit ein Programm voran, nachdem ab der kommenden Ernte mit dem Einsprühen von Mohnpflanzen begonnen werden soll.

Sprühen für die Taliban

Der Umgang mit den Opiumfeldern ist seit jeher ein Streitpunkt innerhalb der afghanischen Regierung und der internationalen Alliierten . Die Amerikaner sehen das Sprühen von Herbiziden als entscheidende Maßnahme, um Afghanistans Mohnernte zu Einhalt zu gebieten. Die Einnahmen aus dem Opiumhandel sind vor allem für die radikalislamischen Taliban eine wichtige Einnahmequelle.

Europäische Diplomaten, Geheimdienstler und das amerikanische Militär befürchten laut New York Times hingegen, dass das Verteilen amerikanischer Herbizide über afghanische Felder Wasser auf die Mühlen der Talibanpropaganda wäre. Die politischen Kosten wären unabsehbar, wenn durch die Herbizide auch Nahrungsmittel zerstört werden würden, die die Bauern oft neben dem Mohn anbauen.

Die Entscheidung liegt nun bei der afghanischen Regierung. Die Bush-Administration hat angekündigt, deren Ergebnis auf jeden Fall zu akzeptieren - egal, wie sie ausfallen wird.

Der Kontroverse über die Mittel ungeachtet herrscht Einigkeit darüber, dass Afghanistans Drogenproblem außer Kontrolle geraten ist. Das Land produziert nach UN-Angaben 93 Prozent der weltweiten Opiate. Von 2006 auf 2007 stieg die Produktionsmenge um 17 Prozent. Alle Bemühungen der Regierung, der Opiumproduktion Einhalt zu gebieten, sind fehlgeschlagen.

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