Operation "Pillar of Defense":Israel lässt Panzer am Gaza-Streifen auffahren

Die Furcht vor einem neuen Nahost-Krieg wächst: Israel trifft offenbar Vorbereitungen für eine Bodenoffensive und beordert Panzer in das Grenzgebiet zum Gaza-Streifen. Verteidigungsminister Ehud Barak hat die Streitkräfte ermächtigt, bis zu 30.000 Reservisten zu mobilisieren. Die Hamas twittert: "Ihr habt die Tore der Hölle geöffnet."

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Nachdem bei einem palästinensischen Raketenangriff aus dem Gaza-Streifen im Süden Israels drei Menschen getötet worden waren, hatte die Regierung in Jerusalem ein entschiedenes Vorgehen gegen militante Palästinensergruppen angekündigt.

(Foto: REUTERS)

Der Nahost-Konflikt droht zu eskalieren: Israel lässt offenbar Panzer an den Gaza-Streifen bringen. Mindestens ein Dutzend Transporter waren zu sehen, auf denen Panzer in das Grenzgebiet gebracht wurden. Busse mit Soldaten waren auf dem gleichen Weg. Verteidigungsminister Ehud Barak erklärte, er habe die Streitkräfte ermächtigt, Reservisten einzuberufen. Bis zu 30.000 Soldaten könnten mobilisiert werden, erklärte die Armee.

Das seien Vorbereitungen für eine Bodenoffensive im Gaza-Streifen, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es. Angesichts der anhaltenden Raketenangriffe aus dem Gaza-Streifen wurde eine Offensive aber immer wahrscheinlicher.

Nachdem bei einem palästinensischen Raketenangriff aus dem Gaza-Streifen im Süden Israels drei Menschen getötet worden waren, hatte die Regierung in Jerusalem ein entschiedenes Vorgehen gegen militante Palästinensergruppen angekündigt. Ziel der Offensive "Pillar of Defense" soll die Zerstörung der Raketenstellungen der Hamas sein.

Die israelischen Streitkräfte twitterten: "Wir empfehlen, dass alle Hamas-Kämpfer, ob einfache Mitglieder oder Anführer, in den nächsten Tagen ihre Gesichter nicht über der Erde zeigen." Die Hamas antwortete über ihren Account: "Unsere gesegneten Hände werden eure Führer und Soldaten erreichen, wo immer sie sind (Ihr habt die Tore der Hölle geöffnet)."

Erstmals seit dem Golfkrieg 1991, als der Irak Scud-Raketen auf Israel abschoss, heulten die Luftalarm-Sirenen in Tel Aviv. Zugleich war eine dumpfe laute Explosion zu hören. Nach Medienberichten ging eine Gaza-Rakete im Mittelmeer nieder.

Im Gaza-Streifen bekannten sich der bewaffnete Arm der dort herrschenden radikal islamischen Hamas, die Kassam-Brigaden, und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad zum Raketenangriff auf Tel Aviv. Zwei Raketen vom iranischen Typ Fadschr-5 seien bei Rischon Lezion und in Jaffa eingeschlagen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation, deren Kommandeur am Vortag von Israel getötet worden war.

In Tel Aviv brach zeitweise das Telefonnetz zusammen. Im Fernsehen war zu sehen, wie der Verkehr teilweise zum Stillstand kam und Menschen sich schutzsuchend flach auf den Boden legten. "Die Hamas hat den Gaza-Streifen in einen Vorposten von Iran verwandelt", twitterten die Streitkräfte.

Luftwaffe weitet Bombardements massiv aus

Nach den Raketenangriffen verstärkte die israelische Luftwaffe ihre Bombardements im Gaza-Streifen. Binnen einer Stunde seien rund 70 Raketenabschussrampen bombardiert worden, teilte das israelische Militär mit. Radikale Palästinenser feuerten weiterhin sporadisch Raketen Richtung Israel ab. Die Zahl der Toten im Gaza-Streifen stieg auf 16. Ein Baby sei im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza-Stadt mit.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brach aufgrund der dramatischen Entwicklungen seine Europareise ab und kehrte ins Westjordanland zurück. Die Vereinten Nationen und viele Regierungen weltweit warnten vor einer Verschärfung der Lage.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sehr besorgt. Er verurteilte die palästinensischen Raketenangriffe und forderte Israel zur Zurückhaltung auf. Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor vor "möglicherweise katastrophalen Folgen" einer Eskalation gewarnt.

Die USA hoffen zur Entschärfung des Konflikts auf die ägyptische Regierung. "Wir bitten Ägypten, seinen Einfluss in der Region für eine Deeskalierung zu nutzen", sagte der amerikanische Außenamtssprecher Mark Toner in Washington. Er bekräftigte die US-Position, dass die im Gaza-Streifen herrschende Hamas die Raketenangriffe auf Israel einstellen müsse.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi bat seinen Regierungschef Hischam Kandil, an diesem Freitag zu einem Solidaritätsbesuch in den Gaza-Streifen zu fahren. Am Mittwoch hatte Mursi seinen Botschafter aus Israel abgezogen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Avigdor Lieberman besorgt über die Lage. Zugleich betonte auch Westerwelle das israelische Recht auf Selbstverteidigung und den Schutz seiner Bürger.

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