Operation "Komet":Terrorverdächtige planten Splitterbomben-Anschlag

Die Gefahr war konkret, als die Ermittler der Operation "Komet" zugriffen: Die drei festgenommenen mutmaßlichen Al-Qaida-Mitglieder haben offenbar schon mit Anschlagsvorbereitungen begonnen - auch für den Großraum Düsseldorf.

Die am Freitag festgenommenen drei mutmaßlichen Mitglieder des Terrornetzwerks al-Qaida haben nach den Erkenntnissen der Ermittler bereits konkret einen Sprengstoffanschlag in Deutschland vorbereitet. Die Festgenommenen seien allerdingsgs "noch in der Experimentierphase" gewesen, teilte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum am Samstag in Karlsruhe mit. Sie hätten geplant, einen mit Metallteilen versetzten Sprengsatz in einer größeren Menschenmenge zur Explosion zu bringen.

Mutmaßliche Terroristen werden beim BGH vorgeführt

Einer der drei mutmaßlichen Terrorverdächtigen wird mit einer Jacke über dem Kopf auf dem Gelände des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe von Polizeibeamten aus einem Hubschrauber geführt.

(Foto: dpa)

Laut Griesbaum belegen aktuelle Erkenntnisse der Ermittler, dass al-Qaida in Deutschland Anschläge plant. Einer der drei Beschuldigten habe 2010 von einem hochrangigen Mitglied der Terrororganisation den Auftrag für einen Anschlag in Deutschland erhalten. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, berichtete, der Hauptbeschuldigte habe sich seit November 2010 illegal in Deutschland aufgehalten, um die Vorbereitungen für ein Attentat zu treffen. Ein mögliches Ziel für einen Anschlag hätten nach Zierckes Worten Veranstaltungen im Großraum Düsseldorf sein können. Es habe Verbindungen nach Österreich, Marokko und in das Kosovo gegeben. Es sei ein Netzwerk von sieben bis acht Beteiligten aufgebaut worden. "Aber es können auch mehr sein", sagte Ziercke. Es gebe noch keine Entwarnung.

Bosbach: Anti-Terror-Gesetze verlängern

Gegen den mutmaßlichen Anführer des Trios, den 29 Jahre alten marokkanischen Staatsbürger Abdeladim El-K., erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) am Samstagvormittag Haftbefehl. Der 29-Jährige sei dringend verdächtig, als Mitglied der ausländischen terroristischen Vereinigung al-Qaida einen Terroranschlag in Deutschland geplant zu haben.

Über die Haftbefehle gegen die beiden anderen Terrorverdächtigen wird der BGH-Ermittlungsrichter erst im Laufe des Samstags entscheiden, wie ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte. Dabei handele es sich um den 31-jährigen Deutsch-Marokkaner Jamil S. Und den 19-jährigen Deutsch-Iraner Amid C.

Repräsentative Gebäude besichtigt

Vor den Experimenten zum Bombenbau hätten die drei Verdächtigen repräsentative Gebäude besichtigt und im Internet Anleitungen zum Bombenbau heruntergeladen, berichtete der BKA-Präsident: "Wir haben aber keine Anhaltspunkte dafür, dass einer der Täter sich als Suizidattentäter einsetzen lassen wollte." Die Festnahmen seien auch vor dem Hintergrund des Anschlages in Marrakesch geschehen, der von den Beschuldigten freudig begrüßt worden sei. Bei dem Attentat waren am Donnerstag mindestens 15 Menschen getötet worden.

Durch die Festnahme wurde "eine konkrete und bevorstehende Gefahr durch den internationalen Terrorismus" abgewendet, sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusse, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte der Rheinischen Post, der aktuelle Erfolg der Sicherheitsbehörden mache deutlich, dass die zum Jahresende auslaufende Antiterror-Gesetzgebung verlängert werden müsse.

Gefährliche Lücken in der Sicherheitsarchitektur

"Die gestrigen Festnahmen führen uns deutlich vor Augen: Die Forderungen nach einer erneuten Befristung der Antiterrorgesetze oder gar ihre völlige Aufhebung sind angesichts dieser Terrorgefahr unverantwortlich. Wir müssen unsere bisherigen Antiterrorgesetze nicht nur beibehalten, sondern wo erforderlich auch ergänzen", sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Hans-Peter Uhl. Auch Unionsfraktionsvize Günter Krings sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Der aktuelle Fall belegt, dass wir uns gefährliche Lücken in der Sicherheitsarchitektur nicht leisten dürfen." Auch dürfe sich die FDP nicht länger gegen eine dringend gebotene Neuauflage der Vorratsspeicherung von Telefon- und Internetdaten sträuben.

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