Pandemie:Lauterbach sieht Omikron "gut unter Kontrolle"

Pandemie: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) und Lothar Wieler, Präsident vom Robert-Koch-Institut, äußern sich zur Corona-Lage.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) und Lothar Wieler, Präsident vom Robert-Koch-Institut, äußern sich zur Corona-Lage.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Trotz der rasant steigenden Infektionszahlen gibt sich der Bundesgesundheitsminister demonstrativ gelassen.

Von Angelika Slavik, Berlin

Die nun schon traditionelle Pressekonferenz zur Corona-Lage, immer freitags, ist üblicherweise ein Ort der Warnungen. Die Welle wird kommen, die Welle ist da, die Impfquote ist zu niedrig, das sind die Evergreens dieser Pandemie. Ganz gebrochen mit dieser Tradition hat der Bundesgesundheitsminister auch an diesem Freitag nicht, aber Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich, im Rahmen des Möglichen, durchaus zufrieden.

Die Omikron-Welle sei "gut unter Kontrolle", sagte Lauterbach in der Bundespressekonferenz. Zwar lasse sich die Welle nicht verhindern, aber die Folgen könne man abmildern - und da schlage sich Deutschland bislang wacker, befand der Minister. Auch Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), sagte, die Infektionszahlen seien zwar sehr hoch, das habe man auch erwartet. Aber gemessen an dem, was die besonders ansteckende Omikron-Variante hätte anrichten können, sei die Lage "nicht so heftig, wie es möglich wäre".

Vor allem die Älteren sollen geschützt werden

Allerdings, da endet der Optimismus auch schon wieder, dürfe man sich nicht täuschen lassen - schon durch die schiere Menge an Neuinfektionen werde auch die Auslastung der Intensivstationen wieder steigen. Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis nannte die Situation in den Krankenhäusern aktuell "akzeptabel". Die Zahl der Delta-Patienten habe deutlich abgenommen, allerdings sei bereits wieder ein Anstieg bei den Neuaufnahmen zu registrieren. Der sei klar auf die Omikron-Welle zurückzuführen.

Tatsächlich berichtete das RKI am Freitag eine bundesweite Inzidenz von 1073, binnen 24 Stunden wurden mehr als 190 000 Neuinfektionen registriert. 170 Menschen starben innerhalb eines Tages im Zusammenhang mit Covid-19.

Lauterbach sagte, man müsse perspektivisch mit 400 000 Neuinfektionen pro Tag rechnen. Das wichtigste Ziel sei nun, vor allem die Älteren zu schützen. Deutschland habe im internationalen Vergleich eine sehr alte Bevölkerung und zudem in der Gruppe der über 60-Jährigen einen besonders hohen Anteil an Ungeimpften: viermal so viele wie in England und dreimal so viele wie in Italien. Sie seien besonders gefährdet, durch Omikron zu sterben. Ein vollständiger Impfschutz könne das Risiko extrem verringern: Eine Booster-Impfung mit den aktuell vorhandenen Impfstoffen reduziere das Risiko eines tödlichen Verlaufs um 99 Prozent. Es sei also keineswegs zu empfehlen, mit einer Auffrischungsimpfung abzuwarten, bis an Omikron angepasste Vakzine zur Verfügung stehen. Das dauere womöglich zu lange.

Die Entscheidung des RKI, die Gültigkeit des Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen, die zuletzt Aufregung verursacht hatte, sei medizinisch "sinnvoll", sagte Lauterbach. Die Immunität nach einer Infektion halte nicht lange an. Dass viele Menschen von der Neuregelung völlig überrascht wurden und praktisch über Nacht ihren Status als Genesene verloren haben, sei aber nicht optimal gewesen, räumte er ein. RKI-Chef Wieler habe dabei keineswegs eigenmächtig gehandelt - er, Lauterbach, sei aber vom Zeitpunkt der Änderung überrascht worden, so der Bundesgesundheitsminister. Die Kommunikation sei verbesserungswürdig.

Dass das Thema hinter den Kulissen Spannungen hervorgerufen haben könnte, legte zumindest die Kommunikation an diesem Freitag in der Bundespressekonferenz nahe: Fragen zum verkürzten Genesenenstatus, die an Wieler gerichtet wurden, beantwortete einfach der Minister. Für den RKI-Chef blieb da nur zu sagen, dass es wirklich "exakt so" gewesen sei.

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