Der Holocaustforscher Raul Hilberg wurde in einem SZ-Interview im Juli 1993 einmal gefragt, was man aus der Geschichte lernen könne. Hilbergs kurze Antwort war, man könne lernen „zuzuschauen“, also gleichgültig gegenüber dem Schicksal seiner Mitmenschen zu bleiben. Der 1954 in einem israelischen Kibbuz geborene Historiker Omer Bartov, wie Hilberg ein anerkannter Holocaustexperte, ist kein schweigsamer Zuschauer. Bartov ist vielmehr ein engagierter Geschichtswissenschaftler, der sich immer wieder in Debatten einmischt, mit deutlichen, teils kontroversen Positionen. Er steht weder der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung seines Heimatlandes gleichgültig gegenüber noch dem Schicksal seiner palästinensischen Nachbarn.
Aufsätze des Historikers Omer BartovMit klarem Blick auf beide Seiten
Lesezeit: 4 Min.

Der israelische Holocaustforscher Omer Bartov schaut mit einer beeindruckenden empathischen Doppelperspektive auf den Nahen Osten. Und für sein Forschungsgebiet hat er wichtige Anregungen.
Rezension von René Schlott

Das Politische Buch:Der präzise Blick der Außenseiter
Anna Corsten beleuchtet die westdeutsche Historikerzunft nach 1945 und wie sie sich mit allen Mitteln gegen die Holocaust-Forschung emigrierter Kollegen aus den USA sträubte.
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