Omar al-Baschir:Vom Landarbeitersohn zum Präsidenten

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Omar al-Baschir führt den Sudan mit eiserner Hand und zeigt dabei einen zähen Machtwillen. Wie er auf die Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof reagieren wird, ist unklar - doch es könnte sehr heftig sein.

Sudans Präsident Omar al-Baschir ist ein knallharter Staats- und Militärführer. Er gilt als überzeugter Araber und Islamist. Bereits zweimal ging er mit brachialer Gewalt gegen Aufstände von nicht-arabischen schwarzen Rebellen im Süden des Landes sowie in der westlichen Region Darfur vor.

Präsident Omar al-Baschir regiert sein Land mit harter Hand. (Foto: Foto: dpa)

Aktuell beschuldigen die Vereinten Nationen das von al-Baschir geführte Regime in Khartum, arabische Reitermilizen zu unterstützen, die seit Jahren die schwarze Bevölkerung in Darfur terrorisieren.

Vor 19 Jahren putschte sich der Berufssoldat mit der Unterstützung von Islamisten an die Macht und hat das Land am Horn von Afrika seither fest im Griff. Seine Herrschaft war zunächst vom Bürgerkrieg zwischen Norden und Süden des Sudan geprägt, seit fünf Jahren aber steht er wegen des Konflikts in der Provinz Darfur im Kreuzfeuer der Kritik. Den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), vor dem Chefankläger Luis Moreno-Ocampo einen Haftbefehl gegen ihn beantragt hat, bezichtigt er einer "bösartigen Kampagne".

Al-Baschirs machtvolle Position wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. 1944 kam er als Sohn eines Landarbeiters in einem Dorf 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Khartum zur Welt. Er wurde Soldat, 1989 putschte er sich mit einer Gruppe Offiziere an die Macht. In seiner ersten Rede erklärte der General, dass er sich berufen fühle, "das Land vor den verrotteten Parteien zu retten". 1993 ernannte er sich selbst zum Staatschef und ließ sich in diesem Amt bei Wahlen drei Jahre später bestätigen.

2004 stieg al-Baschir zum ranghöchsten General der Armee auf. Statt einer Uniform trägt der Politiker mit dem schwarzen Haarkranz jedoch am liebsten traditionelle weite Gewänder und einen riesigen Turban.

Islamisierung und Militarisierung

Im Laufe seiner Karriere zeigte al-Baschir einen zähen Machtwillen. Seinen politischen Mentor, den muslimischen Fundamentalisten Hassan al-Turabi, ließ er 2001 unter dem Vorwand festnehmen, dieser habe ein Abkommen mit der im christlichen Süden tätigen Rebellengruppe SPLA geschlossen. Nach seiner Freilassung im Oktober 2003 kam al-Turabi schon im März 2004 wieder in Haft, dieses Mal wegen eines angeblichen Putschversuches.

Nach seiner Machtübernahme richtete al-Baschir sein Land, in dem schon seit 1983 das islamische Recht, die Scharia, gesprochen wird, noch stärker am Islam aus. Auch die Militarisierung des Sudan trieb er voran.

Er verstärkte den Kampf gegen die im Süden aktive Rebellengruppe Volksarmee zur Befreiung des Sudan (SPLA) und erklärte den Konflikt zum "Heiligen Krieg gegen die Christen und die Ungläubigen". Hilfsorganisationen, die auf den Schutz der Zivilbevölkerung drangen, warf al-Baschir vor, den Sudan missionieren zu wollen.

Erst 2004 wurde nach mehr als 20 Jahren der längste Bürgerkrieg Afrikas beendet. Al-Baschir unterzeichnete ein Friedensabkommen mit den Rebellen im erdölreichen Süden. Darin sind die Beziehungen zwischen dem mehrheitlich arabisch-muslimischen Norden und dem christlich geprägten Süden für eine Übergangszeit von sechs Jahren geregelt.

Danach soll sich die südsudanesische Bevölkerung in einem Referendum über eine Unabhängigkeit von Khartum entscheiden. Der frühere Rebellenführer John Garang wurde als Vizepräsident vereidigt.

Unbändige Wut

Dem Konflikt in Darfur setzte al-Baschir hingegen kein Ende. Seit Februar 2003 kämpfen dort Rebellen gegen regierungstreue Reitermilizen. UN-Angaben zufolge starben in dem Konflikt bislang etwa 300.000 meist unbeteiligte Menschen, mehr als zwei Millionen Menschen flüchteten.

Erst Mitte Juni 2007 stimmte al-Baschir dem lange gefassten Plan der UN zu, in Darfur die schlecht ausgerüsteten Soldaten der Afrikanischen Union (AU) durch eine eine Einheit aus insgesamt 26.000 UN-Blauhelmen und AU-Soldaten zu ersetzen. Eine Rolle dürfte dabei der wachsende internationale Druck gespielt haben.

Eine Furcht hat al-Baschir nämlich. Er sei bekanntermaßen besorgt über Verschwörungen im Ausland, über die er gestürzt werden könnte, sagt der Experte Alex de Waal. Wie al-Baschir nun auf den Haftbefehl des IStGH reagiert, ist unvorhersehbar. Die Richtung sei jedoch klar: "Präsident Beschir ist berüchtigt für seinen Hang, auf Beleidigungen mit unbändiger Wut zu reagieren", sagt de Waal.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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