Süddeutsche Zeitung

Olympia-Engagement von VW:Exil-Tibeter planen Mahnwache in Wolfsburg

Lesezeit: 1 min

Die Proteste reißen nicht ab: Jetzt wollen Exil-Tibeter mit einer Mahnwache erreichen, dass Autobauer Volkswagen den olympischen Fackellauf durch Tibet nicht begleitet.

Mit einer Mahnwache in Wolfsburg wollen Menschenrechtler und Exil-Tibeter an den Autobauer Volkswagen appellieren, den olympischen Fackellauf durch Tibet nicht zu begleiten. "Es ist absehbar, dass der Lauf in Tibet neue Konflikte und Menschenrechtsverletzungen schüren wird", teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen mit.

Die Organisatoren wollten den VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn an diesem Montag ermahnen, "ehrlich zu seinen Unternehmensprinzipien zu stehen und die Menschenrechte im Einflussbereich von VW zu achten", hieß es. VW stellt die olympische Fahrzeugflotte, die insgesamt 5000 Autos umfasst.

Wie unterdessen bekannt wurde, wird Japans berühmter Tempel Zenkoji entgegen bisheriger Planungen nicht zum Startpunkt für den Fackellauf am 26. April in Nagano. Die buddhistischen Mönche dort begründeten ihre Ablehnung am Freitag mit dem Vorgehen gegen ihre Glaubensbrüder in Tibet sowie mit Sicherheitsbedenken. Während in Peking das neue Olympiastadion eröffnet wurde, gab es aus Westchina Berichte über weitere Festnahmen tibetischer Mönche.

Der Zenkoji-Tempel in Nagano hatte 1998 bei den Olympischen Winterspielen weltweit im Rampenlicht gestanden, als dort zur Eröffnung die Tempelglocke erklang. Shinsho Wakaomi, ein Sprecher der Zenkoji-Mönche, sagte vor der Presse, in Tibet habe es ein "wahlloses Töten" gegeben. "Wir sind besorgt über die Buddhisten in Tibet, die sich erhoben haben, und das Vorgehen gegen sie", sagte er.

In Bangkok bereiteten sich am Freitag 2000 Soldaten und Polizisten auf ihren Einsatz beim olympischen Fackellauf vor. Das Feuer soll an diesem Samstag vom Chinesenviertel aus rund zehn Kilometer durch die Stadt getragen werden. Tibet-Aktivisten haben Protestaktionenangekündigt. Die Behörden drohten Störenfrieden mit Festnahmen.

Die Tochter des Königs gab am Freitagabend einen großen Empfang für die mitgereiste chinesische Delegation. Die Fackel blieb unterdessen streng bewacht im Hotel zurück. Nach Bangkok ist die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur am Montag nächste Station des Fackellaufs.

In Westchina wurden nach Angaben einer exiltibetischen Organisation mehr als 100 Mönche festgenommen worden. Die Geistlichen aus dem Kloster Rong Gonchen in der von Tibetern bewohnten Präfektur Malho (Provinz Qinghai) hätten am Donnerstag gegen die Festnahme anderer Mönche protestiert, teilte am Freitag das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) mit Sitz im indischen Dharamsala mit. Auch in Nepal kam es am Freitag erneut zu Protesten gegen die chinesische Tibet-Politik.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.199370
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/AP/dpa/aho/bosw
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.