Oktoberfest:Privilegiertes Geschäft

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Auf der Wiesn dürfen nur Münchner Brauereien ausschenken. Das stört einige.

Von Andreas Schubert

Dass es wie einst im 19. Jahrhundert in München und im Umland zu Aufständen wegen steigender Bierpreise kommt, ist unwahrscheinlich. Wer sich hier die Mieten noch leisten kann, zuckt jedes Jahr wieder mit den Schultern, wenn die Bierpreise des Oktoberfests verkündet werden. Die haben vor zwei Jahren erstmals die Zehn-Euro-Marke für die Mass überschritten. Das hält die 5,9 Millionen Besucher, die aus Deutschland, aus Italien, aus den USA, aus Brasilien zu diesem größten Volksfest der Welt anreisen, nicht vom Trinken ab. Rund sieben Millionen Mass wurden ausgeschenkt, als wäre nichts gewesen.

Nun, das Geschäft mit dem Bier und den dazugehörigen Beilagen wie Hendl und Brezn ist ein gutes. Wie viel ein Wiesnwirt verdient, ist ein gut gehütetes Geheimnis, das nur im Steuerprozess gegen Sepp Krätz, den früheren Wirt des Hippodrom-Zeltes gelüftet wurde. 1,5 Millionen Euro, so wurde damals bekannt, blieben dem Wirt netto während der Wiesn übrig. Kein schlechter Wert - so ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Zelt auf der Wiesn, ja sogar ein simpler Stand, heiß begehrt sind. Privilegiert sind auch die sechs Münchner Brauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten, deren Biere als einzige auf der Wiesn ausgeschenkt werden dürfen. Es darf dort nur Münchner Bier geben, doch an dieser Vorgabe regt sich seit Langem Kritik. So hat Luitpold Prinz von Bayern, Chef der Kaltenberger Brauerei, jahrelang darum gestritten, dass sein Bier ausgeschenkt werden darf. Als Argument führte er an, dass das Oktoberfest in seinen Ursprüngen ja ein bayerisches Fest war und es überhaupt erst auf die Hochzeit seiner Vorfahren Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen zurückgehe. Aber alles Streiten half nichts, die Stadt stellte sich quer, bis Luitpold von Bayern vergangenes Jahr bekannt gab, keine Lust mehr auf die Wiesn zu haben.

Nun schenkt er sein Kaltenberger eben auf einer Art Paralleloktoberfest im Postpalast in der Nähe der Theresienwiese aus. Dort gibt es wieder ein Hippodrom, das Tina Krätz, die Frau des geschassten Wiesnwirts Sepp Krätz, betreibt. Inzwischen gibt es eine weitere Brauerei in der bayerischen Landeshauptstadt, die ebenfalls gerne auf der Wiesn vertreten wäre. Giesinger Bräu, mit einem Jahresausstoß von 15 000 Hektolitern ein Zwerg im Vergleich zu den großen (Paulaner: 3,5 Millionen Hektoliter), würde gerne zumindest einen Bierstand betreiben. Doch bisher wurden die Bewerbungen abgelehnt. Dennoch sagte Münchens Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) schon vor zwei Jahren in einem Interview, dass man zumindest über einen Stand nachdenken könne. Passiert ist bisher nichts.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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