Süddeutsche Zeitung

Türkischer Präsident:Erdoğan lobt Özil für Rücktritt

  • Recep Tayyip Erdoğan beglückwünscht Mesut Özil zu seinem Rücktritt aus dem DFB-Team.
  • Der türkische Präsident sagt, er habe Özil angerufen und stehe hinter dessen Erklärung.
  • Özil war am Sonntag nach 92 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten; er wirft dem Deutschen Fußball-Bund Rassismus vor.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Mesut Özil zu seinem Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beglückwünscht. Laut türkischen Medien sagte er nach einer Fraktionssitzung seiner AKP in Ankara, er habe Özil angerufen und stehe hinter dessen Erklärung, in welcher der Fußballer am Sonntag seinen Rücktritt erklärte und schwere Vorwürfe gegen deutsche Fußballfunktionäre, Medien und Sponsoren erhob.

"Ich habe am Montagabend mit ihm gesprochen. Seine Haltung ist national und patriotisch. Ich küsse seine Augen. Sie können unser gemeinsames Foto nicht hinnehmen. Ich stehe hinter Mesut aufgrund seiner Äußerungen", sagte Erdoğan. Es sei inakzeptabel, "einen jungen Mann, der alles für die deutsche Nationalmannschaft gegeben hat, wegen seines religiösen Glaubens so rassistisch zu behandeln".

Özil hatte am Sonntag sein monatelanges Schweigen gebrochen und war nach 92 Länderspielen aus dem DFB-Team zurückgetreten. Der 29-Jährige holte dabei zu einem Rundumschlag gegen seine Kritiker, Medien und den Deutschen Fußball-Bund (DFB), insbesondere gegen Präsident Reinhard Grindel, aus.

Der Konflikt hat seinen Ursprung im Mai, als Özil und Nationalmannschaftskollege İlkay Gündoğan sich kurz vor der Präsidentenwahl in der Türkei mit Erdoğan getroffen und ihm Trikots ihrer jeweiligen Vereinsmannschaft überreicht hatten. Gündoğan widmete es "seinem Präsidenten". Dies war unter anderem als Wahlkampfhilfe für Erdoğan kritisiert worden, dem Missachtung von Menschenrechten und der Pressefreiheit vorgeworfen wird. Özil verteidigte das Foto als Respektbezeugung gegenüber dem Präsidenten des Landes seiner Vorfahren. Am Sonntag trat er aus der deutschen Nationalmannschaft zurück.

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SZ.de/AFP/fued
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