Unesco-Weltkulturerbe:Selbst zum Sterben sind die Reichen zu doof

Unesco-Weltkulturerbe: Auf dem Wiener Zentralfriedhof ist das Reh sicher, die letzte Jagd fand hier 1987 statt.

Auf dem Wiener Zentralfriedhof ist das Reh sicher, die letzte Jagd fand hier 1987 statt.

(Foto: Georg Hochmuth/picture alliance/dpa/APA)

Zu Besuch bei 4000 Leichen in der Michaelergruft und Wiens jüngster Würstelstandbetreiberin am Zentralfriedhof - und was sich dabei über Österreich, den Tod und den Humor lernen lässt.

Von Martin Zips

Bernhard Gruber wirkt gar nicht unglücklich darüber, dass es diesmal nur 20 Touristen sind, die sich am späten Samstagvormittag vor der Michaelerkirche in der Wiener Innenstadt eingefunden haben. Mehr hätten eh nicht Platz, in den engen Räumen mit den 4000 Leichen. Die Michaelergruft ist im 16. Jahrhundert angelegt worden, weil der Regen die Toten vom damaligen Friedhof bis zum Eingang der Hofburg geschwemmt hat. Neben den Handwerkern und Fleischhauern hat sich dann irgendwann auch der Kaiser über den Gestank beklagt. Also grub man Hohlräume unter die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche. Von da an drang der Verwesungsgestank zwar nicht mehr bis zu den Habsburgern, aber ins Kirchenschiff. "Nicht schlimm", sagt Historiker Gruber neben bis zur Decke gestapelten Oberschenkelknochen. "Es gibt ja Weihrauch." Der schlanke junge Mann zeigt auf einen bemalten Holzsarg. "Schauen Sie hier", begeistert er sich. "Die Verzierung sagt doch viel aus über den Wiener, den Tod und den Humor. Sehen Sie, wie der Totenschädel ins Gras beißt?" Es geht heiter zu, in der Gruft!

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