Süddeutsche Zeitung

Österreich:Der Rechtspopulismus ist in Österreich endgültig salonfähig

Der Sieg des FPÖ-Kandidaten in der ersten Runde der Präsidentenwahl ist ein Triumph für alle, die selbst die rigide Flüchtlingspolitik der Wiener Regierung noch zu freundlich finden.

Von Cathrin Kahlweit

Der Sieg des rechtspopulistischen Kandidaten Norbert Hofer bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl verändert die politische Landschaft in Österreich mit einem Schlag - vielleicht auch grundlegend. Dass die Meinungsforschungsinstitute schon fast traditionell danebenlagen, ist in diesem Falle ein Nebenkriegsschauplatz. Hofer konnte, wenn sich die Hochrechnungen erhärten, doppelt so viele Stimmen gewinnen, wie die Zweit- und Drittplatzierten, ein grüner Professor und eine unabhängige Richterin.

Damit hat sich seit Jörg Haider in Kärnten das erste Mal bei wichtigen Wahlen wieder ein Rechtspopulist in Österreich durchgesetzt. Zum ersten Mal hat kein Kandidat einer Regierungspartei reüssiert. Es trifft nicht einmal zu, was prognostiziert worden war: dass das Land klar in zwei Lager gespalten ist; dazu ist die parteiunabhängige und eher konservative Irmgard Griss zu stark geworden.

Hofers eindeutiger Sieg ist ein Triumph für all jene, die selbst die rigide Asyl- und Flüchtlingspolitik der rot-schwarzen Regierung noch zu freundlich finden. Hofer ist einer der Chefideologen der FPÖ, hat gegen einen EU-Beitritt Österreichs gestimmt, hält die Anliegen von Pegida für berechtigt und gehört einer deutschnationalen Burschenschaft an. Durch seinen Sieg hat der Mann mit der freundlichen Ausstrahlung die FPÖ endgültig salonfähig gemacht.

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SZ vom 25.04.2016/pamu
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