Die SZ und Österreich:Gemeinsames Schicksal

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Die Bayern richten ihre Blicke gern nach Österreich, nicht nur, weil es zwischen ihnen und dem Gardasee sowie der Toskana liegt. (Foto: Stefan Dimitrov)

Warum die Süddeutsche Zeitung gerne und viel auf Österreich schaut - und nun an den Samstagen vor der Wahl ein eigenes Österreich-Ressort in der Digitalausgabe einrichtet.

Von Kurt Kister

Die Österreicher als solche haben es schwer, schon allein deswegen, weil die Deutschen ihre nördlichen Nachbarn sind. Das Positive dabei ist die Tatsache, dass die Nachbarn im Norden eigentlich keine Deutschen, sondern Bayern sind, zu denen in diesem Text generös die bayerischen Schwaben dazugerechnet werden sollen.

Die Bayern haben mit den Österreichern manches Schicksal geteilt. Wenn wir, also die Österreicher und die Bayern, damals 1866 den Krieg gegen die Preußen gewonnen hätten, wäre vielleicht Berlin heute ungefähr so etwas wie Dresden, und Wien wäre so etwas wie Washington nur ohne Trump, aber mit Kurz.

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Die Süddeutsche Zeitung jedenfalls hat sich schon immer sehr für Österreich interessiert, viel mehr als zum Beispiel für Dänemark oder Ibiza. Und die Österreicher, na ja, sagen wir: etliche Österreicherinnen und Österreicher, mögen auch die S üddeutsche ganz gern, vielleicht weil diese Zeitung aus München eben anders ist als Die Presse oder Der Standard.

(Meine österreichische Lieblingszeitung, wenn so viel Subjektivität erlaubt ist, ist die alte Neue Freie Presse. Das liegt unter anderem an den beiden von Karl Kraus imaginierten Gestalten des Alten Abonnenten der NFP sowie des Ältesten Abonnenten der NFP, die in "Die letzten Tage der Menschheit" erleuchtende und erleuchtete Dialoge führen. Leider sind beide Abonnenten sowie Karl Kraus und die NFP seit Langem tot.)

Wien war eine Weltstadt, München wird nie eine sein

Die Bayern jedenfalls richten ihre Blicke gern nach Österreich, nicht nur, weil es zwischen ihnen und dem Gardasee sowie der Toskana liegt. Viele Münchner sind neidisch auf Wien, weil die Donaumetropole - schöne Phrase - halt mal eine Weltstadt war, was man immer noch merkt, wohingegen München nie eine Weltstadt werden wird, was man auch jeden Tag merkt.

Und so wenig die Salzburger oder die Villacher Wien mögen, so wenig mögen die Nürnberger oder Augsburger München. Manches in Österreich ist also so ähnlich wie in Bayern, und vieles zwischen Bayern und Restdeutschland ist so ähnlich, wie es zwischen Wien und Restösterreich ist.

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Außerdem verbindet die Bayern mit Tirol deutlich mehr als zum Beispiel mit Mecklenburg. Wäre Trump bayerischer Ministerpräsident, würde er möglicherweise Tirol kaufen oder gegen Niedersachsen tauschen wollen. Als Münchner Zeitung mit nationaler Verbreitung und internationalen Interessen schauen wir jedenfalls gerne und viel auf Österreich. In den nächsten Wochen werden wir das noch mehr tun als sonst.

Die Nationalratswahl steht Ende September an, und weil die SZ an dieser Tatsache nicht völlig schuldlos ist, werden wir von 14. September 2019 an in unserer Digitalausgabe an den nächsten Wochenenden ein eigenes Österreich-Ressort einrichten.

Wir machen das mit freundlicher Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen der Wiener Wochenzeitung Falter, von denen wir Artikel übernehmen, und die wiederum von uns Artikel übernehmen. Das ist ungefähr so wie 1866, bloß gar nicht blutig und hoffentlich deutlich erfolgreicher.

Was wir sonst noch an Besonderem bieten, können Sie jeden Freitag im Österreich-Newsletter nachlesen. Nutzen Sie's, es wird Ihnen nützen.

Noch nie gab es so viele ÖsterreicherInnen in der SZ

Übrigens: Noch nie in der Geschichte der Süddeutschen Zeitung waren so viele Österreicherinnen und Österreicher in dieser Redaktion beschäftigt. (Ich kann das beurteilen, weil ich seit 1983 SZ-Redakteur bin.)

Manchmal kommt mir das so vor, als wären die austriakischen Kolleginnen und Kollegen bei uns so was wie die Rache Österreichs daran, dass so viele deutsche Studenten die Unis in Wien oder Innsbruck bevölkern.

Als Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung jedenfalls freue ich mich darauf, dass bald noch mehr geborene und gewordene, gefühlte und migrierte Österreicherinnen und Österreicher sowie Austria-Sympathisanten die Süddeutsche Zeitung lesen.

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