Heinz-Christian Strache hat einen neuen Job gefunden, und sein Nachfolger an der Parteispitze atmet durch: "Ich bin sehr froh, dass er sich ein wirtschaftliches Standbein schafft und wünsche ihm alles Gute", sagte der stets sanfte Norbert Hofer am Freitag zur Nachricht, dass der tief gefallene Vizekanzler künftig in der freien Wirtschaft tätig sein will. Zu früh freuen allerdings sollte sich Hofer nicht. Denn mit dem anderen Bein und dem heißen Herzen sowieso bleibt Strache in der Politik - und das wird zunehmend zur Belastung für die FPÖ.
Während Hofer nach dem Ibiza-Skandal nach vorn blicken will, macht Strache Schlagzeilen mit weiteren Korruptionsvorwürfen und einer Hausdurchsuchung. Während sich die Partei nach Ruhe sehnt, gibt er den Poltergeist. Abwechselnd tritt er als Opfer und Ankläger auf, mit dem Ergebnis, dass sein Sündenfall die FPÖ im Wahlkampf weit mehr verfolgt als erhofft.
Dass keine Ruhe einkehrt, hat auf Straches Seite mit gekränkter Eitelkeit, Hyperaktivität und vor allem mit seinen Comeback-Plänen zu tun. Auf Seiten der Partei ist es schlichte Hilflosigkeit. Denn bei vielen FPÖ-Anhängern genießt Strache weiterhin Ansehen. Diese Wähler will die FPÖ nicht verprellen, bis zum Wahltag wird man sich also um einen Burgfrieden bemühen. Doch spätestens danach könnte der Konflikt bei den Freiheitlichen eskalieren. Auch das sollte Sebastian Kurz bedenken, bevor er wieder mit einer Koalition mit der FPÖ liebäugelt.
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