Österreich plant Änderung in Nationalhymne:Tu Felix et Felicitas Austria

Österreich will künftig nicht nur seine Söhne, sondern auch die Töchter besingen: Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP haben sich auf eine Änderung der Nationalhymne verständigt. Dabei gilt das Land in Sachen Gleichberechtigung nicht gerade als mustergültig.

In Österreich soll die Gleichberechtigung der Geschlechter nun zumindest in der Nationalhymne umgesetzt werden: Nach jahrelangen Diskussionen hätten sich die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP sowie die Grünen darauf verständigt, die Textpassage der Hymne, in der die "großen Söhne" des Landes besungen werden, um die "Töchter" zu erweitern.

Dies verkündeten die Frauensprecherinnen der drei Parteien, Gisela Wurm, Dorothea Schittenhelm und Judith Schwentner nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA bei einer Pressekonferenz in Wien. Eine entsprechende Gesetzesänderung solle im Herbst verabschiedet werden, der neue Text könne dann bereits vom kommenden Januar an gelten.

Nach Angaben der drei Parlamentarierinnen unterstützt auch das rechtspopulistische Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) die geplante Änderung. Wie genau der neue Text aussehen werde, stehe jedoch nicht fest. Dies müsse mit Fachleuten beraten werden.

Zurzeit ist laut APA im Gespräch, die Textzeile "Heimat bist du großer Söhne" durch die Wortfolge "Heimat großer Töchter, Söhne" zu ersetzen. Die Textpassage könne aber auch beispielsweise "Heimat bist du großer Töchter und großer Söhne" lauten, sagte ÖVP-Politikerin Schittenhelm. Nettes Detail am Rande: Der ursprüngliche Text der österreichischen Bundeshymne stammt von einer Frau - und zwar der Lyrikerin und Schriftstellerin Paula von Preradovic.

Die Debatte um die österreichische Nationalhymne ist nicht neu. Bereits 2005 hatte die damalige österreichische Familienministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) den Text als diskriminierend bezeichnet. Neben der Zeile "Heimat bist du großer Söhne" wollte Rauch-Kallat aber auch "Vaterland" in "Heimatland" abgeändert haben, forderte sie damals in der österreichischen Zeitung Kurier.

Dabei spiegelt die Hymne die Probleme, die das Land in Sachen Gleichberechtigung hat, derzeit adäquat wider - wie internationale Studien zeigen: Im "Gender Gap Report" des World Economic Forum des Jahres 2010 etwa landet Österreich beim Kriterium der ökonomischen Teilhabe auf Rang 92 von 134 Staaten; von den EU-Staaten erreicht nur Italien einen schlechteren Rang. Zum Vergleich: Deutschland kommt bei diesem Kriterium auf Platz 37.

Erst im März kam für Deutschland und Österreich wegen der Gehälterunterschiede eine Rüge aus Brüssel: Während in Deutschland Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen, sind es in Österreich mehr als 25 Prozent, teilte das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) mit. Der EU-weite Durchschnitt lag bei 17,5 Prozent.

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