Österreich:ÖVP spricht von Hackerangriff

Von Peter Münch, Wien

Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) von Sebastian Kurz sieht sich mitten im Wahlkampf als Opfer eines groß angelegten Hackerangriffs. Über fünf Wochen von Ende Juli bis Anfang September seien aus dem Netzwerk riesige Mengen an Daten abgezogen worden. Ziel sei es gewesen, "Daten zu entwenden, zu platzieren, zu manipulieren und zu verfälschen", sagte Kurz. Damit solle der ÖVP bei der Wahl am 29. September geschadet werden. Dies sei jedoch "nicht nur ein Angriff auf die Volkspartei, sondern auch ein Angriff auf das demokratische System". Die ÖVP hatte zwei Cybersecurity-Firmen mit der Überprüfung ihrer IT-Anlagen beauftragt, nachdem bereits in zwei Fällen interne Dokumente an die Öffentlichkeit gelangt waren. Zuletzt hatte das Stadtmagazin Falter anhand interner Unterlagen aus der Partei über eine "doppelte Buchführung" berichtet, mit der die Überschreitung der gesetzlich vorgeschriebenen Wahlkampfkosten-Obergrenze kaschiert werden solle. Die ÖVP hatte daraufhin von falschen Behauptungen gesprochen und eine Unterlassungsklage gegen das Magazin angekündigt, die dort veröffentlichten Zahlen aber nicht dementiert. Als am Donnerstagmorgen die österreichischen Medien in der ÖVP-Zentrale über die Erkenntnisse zu einem Cyberangriff informiert wurden, wurde einer Falter-Reporterin der Zugang verwehrt.

Konkrete Hinweise zu den Urhebern des Hackerangriffs gibt es noch nicht, spekuliert wird über Auftraggeber aus dem politischen Umfeld oder auch über ausländische Geheimdienste. Kurz sprach von einer "neuen Dimension" für Österreich und verwies auf vergleichbare Angriffe in Frankreich und im US-Wahlkampf. Der Sprecher der Übergangsregierung nannte die ÖVP-Berichte "zutiefst besorgniserregend". Noch am Donnerstag wurde der Verfassungsschutz eingeschaltet.

© SZ vom 06.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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