Es ist Urlaubszeit, man besucht Sehenswürdigkeiten und berühmte Orte, und deshalb könnte man, zum Beispiel, an der aserbaidschanischen Botschaft in Wien-Hietzing vorbeischauen.
Bitte? Nein, das ist kein Witz. Die Villa, in der die Botschafterinnen und Botschafter residieren, gehörte früher Hans Moser. Genau, dem heute noch oft parodierten Nuschel-Moser, diesem grandiosen, bloß 1,57 Meter großen Volksschauspieler, der den wehleidigen Kauz so gut darstellte, dass dieser wehleidige Kauz sogar sympathisch war. Hans und Blanca Moser, die Gattin, hatten die Villa 1931 gekauft, und angeblich bewohnten sie nur das Erdgeschoss, um Heizkosten zu sparen. Als gesichert gilt, dass Moser seiner Frau, die Jüdin war, in den Nazi-Jahren beistand und – wie schön – eine Scheidung strikt ablehnte. Das steht unter anderem in Isabella Ackerls Buch „Die bedeutendsten Österreicher des 19. und 20. Jahrhunderts“.
Bleiben wir einen Moment bei den wichtigen Österreicherinnen und Österreichern, von denen die meisten – leider, leider – schon gestorben sind. Hans und Blanca Moser sind auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Das ist auch ein Touristenziel, ein viel beschriebenes und häufig besungenes. Das berühmteste Lied hat Wolfgang Ambros gedichtet, mit wunderbaren Versen wie diesen: „Es lebe der Zentralfriedhof. Die Szene wird makaber. Die Pfarrer tanzen mit die Huren. Und Juden mit d’ Araber. Heut san alle wieder lustig. Heut’ lebt alles auf. Im Mausoleum spielt a Band, die hat an Wahnsinnshammer drauf.“ Ambros, 72 und gottlob am Leben, sagte kürzlich in einem SZ-Interview, es falle ihm nichts mehr ein, es reiche, was er gemacht habe. Schade. Wenigstens hat er dann noch das herrliche Wort Spompanadeln erklärt: „Spompanadeln sind Blödheiten.“
Womit wir bei Kaiser Max von Mexiko sind, einem bedeutenden Österreicher, der so richtig Spompanadeln gemacht hat. Der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph ging 1864 nach Mexiko, geködert von Klerus und Konservativen, also sozusagen dem K&K Mexikos. Sie wollten mit Max ihre Macht stabilisieren, und dem naiven Österreicher sagten sie, er würde vom Volk freudig erwartet. Das war eine glatte Lüge, längst kämpften der Liberale Benito Juárez und das Volk gegen das dortige K&K-Regime – und gewannen. Der arme Max wurde hingerichtet, es gibt dazu ein berühmtes Gemälde von Édouard Manet.
Maximilians Überreste liegen – apropos Touristenziel – in der Kapuzinergruft in Wien, zusammen mit denen von Schwägerin Sisi und von Bruder Franz Joseph. Ich war länger nicht in der Kapuzinergruft, aber man hört, dass dort immer zwei Sarkophage mit besonders vielen Blumen geschmückt sind: das von Sisi und das von Maximilian. Er bekommt die Blumen von Touristen aus Mexiko.
Korrektur: In einer früheren Fassung stand, dass auch die Überreste vom letzten Kaiser von Österreich, Karl I., in der Kapuzinergruft ruhen, sie wurden jedoch 1922 in der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte auf Madeira beigesetzt.