Serie „Original aus Wien“, Folge 11Tod am Ruhetag

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Josefine Hawelka betrieb ein Kaffeehaus, das für Musiker, Maler und Schriftsteller ein zweites Zuhause gewesen ist.
Josefine Hawelka betrieb ein Kaffeehaus, das für Musiker, Maler und Schriftsteller ein zweites Zuhause gewesen ist. (Foto: Collage: Alexander Bauer, Fotos: Getty)

Josefine Hawelka führte das berühmte Wiener Café mit ihrem Mann mehr als 60 Jahre lang. Warum es folgerichtig erscheint, dass sie ausgerechnet an einem Dienstag gestorben ist.

Von Gerhard Fischer

Josefine Hawelka starb am 22. März 2005. Das war ein Dienstag. Jeder, der sie kannte, weiß das. Denn der Dienstag war der Ruhetag im Café Hawelka, und dass die Wirtin, die bis zu ihrem Lebensende arbeitete, ausgerechnet am arbeitsfreien Tag starb, das sagt vermutlich alles aus über die enge Verbindung dieser fleißigen, disziplinierten Frau mit ihrem Lebenswerk, dem kleinen Kaffeehaus mitten in Wien.

Josefine Danzberger wurde am 12. Oktober 1913 als Tochter eines Fleischhauers in Kremsmünster geboren. Sie kam mit 16 aus Oberösterreich nach Wien und wohnte dort ihr Leben lang. Zunächst arbeitete sie als Kassiererin im Gasthaus Deierl, in dem sie ihren späteren Mann kennenlernte, den Kellner Leopold Hawelka. Es war angeblich Liebe auf den ersten Blick. Die beiden heirateten 1936 und übernahmen einen Tag nach ihrer Hochzeit das Café Alt Wien im Ersten Bezirk. Sie schliefen in einem Verschlag neben dem Gästeraum; eine Wohnung, heißt es, konnten sie sich nicht leisten.

Drei Jahre später, im Jahr 1939, kauften sie das nur 80 Quadratmeter große Café Ludwig, eher eine Stube als ein Kaffeehaus, und nannten es Hawelka. „Unsere Flitterwochen homa im Kaffeehaus verbracht und gwohnt homa auch drin, weil a Geld homa jo kans g’hobt“, sagte Josefine Hawelka.

Das Hawelka wurde zum vielleicht berühmtesten Kaffeehaus in Wien. Das lag auch an den Gästen, den Malern, Musikern und Schriftstellern, für die es von den 50er- bis zu den 80er-Jahren ein zweites Zuhause gewesen ist. Hier saßen, tranken, aßen, schrieben, zeichneten und diskutierten Heimito von Doderer, Hans Weigel, H.C. Artmann, Marianne Mendt, Helmut Qualtinger oder Hilde Spiel, um nur einige zu nennen, weil es unmöglich ist, alle zu nennen. André Heller, der mit 13 zum ersten Mal im Hawelka gewesen ist, sagt in Andrea Eckerts Dokumentarfilm „Königin Josefine“ über Josefine Hawelka: „Wenn ich verzweifelt bin, weiß sie es, nimmt stumm meine Hand oder kocht mir kommentarlos ein Kompott.“

Leopold Hawelka arbeitete tagsüber, Josefine übernahm am Abend, oft ging es bis zwei Uhr nachts. „Zwei Personen, die sich ihr Leben lang nur zwischen den Schichten kurz begegnen“, schrieb Pavel Kohout über die Hawelkas. Um 22 Uhr servierte Josefine Hawelka stets ihre selbstgemachten Buchteln, „kleine, im Ofen gebackene Rohrnudeln, nach denen das ganze Lokal geduftet hat“.

Josefine Hawelka starb mit 91 Jahren an Herzversagen. Heute gibt es einen Josefine-Hawelka-Weg im 22. Bezirk Wien-Donaustadt. Ihr Mann Leopold wurde 100 Jahre alt.

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