Österreich:Es dem Orbán nachmachen

Österreich: Herbert Kickl, 54, ist Chef der Freiheitlichen Partei Österreich, die aktuell in den landesweiten Umfragen vorne liegt.

Herbert Kickl, 54, ist Chef der Freiheitlichen Partei Österreich, die aktuell in den landesweiten Umfragen vorne liegt.

(Foto: LEONHARD FOEGER/REUTERS)

FPÖ-Chef Herbert Kickl sendet Unterwerfungsgesten an Ungarns Regierungschef. Sollte er 2024 Bundeskanzler werden, hätte Viktor Orbán wieder einen Freund in Europa. Allein die Vorstellung ist bedrohlich.

Von Cathrin Kahlweit

In seiner Linzer Rede zum Tag der Arbeit, bei der sich FPÖ-Chef Herbert Kickl zum künftigen Volkskanzler ausrief, forderte er auch, es "dem Orbán nachzumachen". "Bauen wir die Festung Österreich." Kurz darauf reiste er zu seinem Idol nach Ungarn, wo sich Viktor Orbán auf einem CPAC, einem Treffen von erzreaktionären Trump-Fans auf europäischem Boden, bejubeln ließ. Dort wiederholte Kickl seine Unterwerfungsgeste und rief, Ungarn sei ein "Hort der nationalen Selbstbestimmung und des Widerstandes gegen den globalistischen Zugriff aus Brüssel".

Die ungarische Regierung hat nicht mehr viele Freunde in Europa, selbst treue Verbündete wie die einstigen Visegrád-Partner Slowakei, Tschechien und sogar Polen sind auf Distanz gegangen. Sollte Kickl 2024 Bundeskanzler werden, dann hätte Orbán zumindest einen treuen Freund in dem FPÖ-Mann; die Vorstellung allein ist schon bedrohlich.

Eine von Orbáns Kaderschmieden ist das Mathias Corvinus Collegium (MCC), zu dessen Visionen es laut seiner Webseite gehört, eine "neue patriotische Elite" auszubilden. Nach ARD-Recherchen verfügt die rechtskonservative Hochschule über ein Vermögen von mindestens 1,4 Milliarden Euro aus ungarischen Staatsgeldern und hat einen Kuratoriumsvorsitzenden, der bezeugt: "Wir sagen Nein zur Massenmigration. Und wir werden unsere Kinder durch ein Referendum vor der LGBTQ-Propaganda schützen, die bereits die Kindergärten und Grundschulen einiger westlicher Gesellschaften erobert hat." Das Collegium ist dem deutschen TV-Magazin "Kontraste" zufolge weniger eine "Denk- als eine Propagandafabrik".

Nun hat das MCC eine Beteiligung an der Modul Universität Wien, einer privaten Hochschule für Wirtschafts- und Tourismusstudiengänge auf dem Kahlenberg, erworben. Die Modul University in Wien wurde 2007 von der Wirtschaftskammer, dem saudi-arabischen Geschäftsmann Mohamed Bin Issa Al Jaber und der Stadt Wien gegründet. Laut Falter stieg 2020 ein britischer Unternehmer ein, nun kommt das Mathias Corvinus Kolleg mit ins Boot.

Auf Twitter wirbt die Modul Universität mit der Unterstützung angesehener Experten. Darunter ist der einstmals renommierte US-Ökonom Jeffrey Sachs, der gerade in der regierungsnahen ungarischen Magyar Nemzet geschrieben hat, Orbán schätze als "einziger europäischer Regierungschef die Lage der Ukraine realistisch ein"; er verstehe, dass der Krieg durch die Nato-Erweiterung verursacht werde. Oder die britische Autorin Joanna Williams, die gern mal über "Ökofanatiker" und den "woken Mob" schreibt. Die Wiener Privatuni betont, die Übernahme werde "keinen Einfluss auf den Lehrplan haben". In Budapest könnten sie andere Pläne haben.

Diese Kolumne erscheint auch im Österreich-Newsletter der SZ, der die Berichterstattung der SZ zu Österreich bündelt. Gleich kostenlos anmelden.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusÖsterreich
:Ermittler in eigener Sache

Julian Hessenthaler hat das Ibiza-Video aufgenommen, das den österreichischen Vizekanzler Strache zu Fall brachte. Verurteilt wurde er später wegen Drogenhandels. Nun ist er wieder frei - und sieht sich als Opfer eines Racheakts. Eine Begegnung.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: