Österreich:Rosenwurz und Reiswanze

Lesezeit: 2 min

Österreich interessiert euch doch nur als Urlaubsland, wirft der Leopoldstädter unserem Kolumnisten vor. (Foto: Georges Schneider/imago images/photonews.at)

Norbert Hofer verkauft Nahrungsergänzungsmittel, ein fürchterliches Tier bedroht Österreich und auf Deutschland ist am Ende auch kein Verlass. Ein neues Treffen mit dem Leopoldstädter.

Von Martin Zips

"Wie geht's eigentlich dem Norbert Hofer?", habe ich meinen Freund, den Leopoldstädter, gefragt. "Dem Hofer? Der verkauft jetzt Nahrungsergänzungsmittel", hat der Leopoldstädter mir erklärt. "Irgendwas mit Rosenwurz. Wahrscheinlich russische Rosenwurz." "Wirklich?", habe ich gefragt. "Der war doch mal FPÖ-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl." "Na sicher", hat der Leopoldstädter gemeint. "Aber für Österreich war's besser, dass es der Van der Bellen geworden ist." "Verkauft Van der Bellen auch Nahrungsergänzungsmittel?", habe ich den Leopoldstädter gefragt. "Bist du verrückt, Deutscher? Der kann doch nicht nebenher eine Drogerie aufmachen." "Bei euch weiß man nie", habe ich geantwortet.

Kostenlos abonnieren
:SZ Österreich-Newsletter

Was ist los in Österreich? Alles zu Österreich in der SZ. Jeden Freitag per Newsletter. Gleich kostenlos anmelden.

Aber das mit der Rosenwurz fand ich dann schon interessant, denn als Wurzelextrakt soll die hervorragend für Stressabbau sein. Die Lebensspanne von Fruchtfliegen verlängert Rosenwurz um bis zu 24 Prozent! "Sag mal, könntest du mir aus Deutschland Schlupfwespen mitbringen?", hat der Leopoldstädter ganz unverhofft gefragt. "Was soll ich?", habe ich geantwortet. "Wegen der Reiswanzenplage, die uns im Sommer droht", hat er gemeint. "Das hast du doch bestimmt gelesen. Da helfen nur Schlupfwespen, und die waren in Österreich für den Privaterwerb zuletzt nicht zugelassen." "Ich schmuggle dir doch nicht Schlupfwespen über die Grenze", habe ich erklärt. "Sonst springt mir noch der FPÖ-Waldhäusl vors Auto, weil er seine Festung schützen will."

"Da hast du es wieder!", hat der Leopoldstädter gerufen. "Es ist immer das Gleiche mit euch. Erst macht ihr auf Freundschaft mit uns - und dann lasst ihr uns mit Reiswanzen im Regen stehen. Österreich interessiert euch nur als Urlaubsland. Wenigstens Schlupfwespen könntest du mir mitbringen, wenn du schon meine Paradeiser frisst!"

Da hat der Leopoldstädter einen Punkt gehabt, denn die Paradeiser, die er in seiner Parzelle beim Kleingartenverein Landstraßer Gürtel anbaut, die schmecken gar nicht schlecht. Die sollten keinesfalls Reiswanzen zum Opfer fallen.

Die Aussage von Gottfried Waldhäusl

Und deshalb haben wir es schließlich so gemacht: Ich habe dem Leopoldstädter ein paar Tüten Schlupfwespen über die Grenze geschmuggelt, und er will mir jetzt den Rosenwurz-Extrakt vom Hofer besorgen. Aber nur zum Probieren. Denn, ehrlich gesagt: Beim Stressabbau wird der mir auch nicht helfen. Da muss ich ja ständig an das FPÖ-Ergebnis bei der niederösterreichischen Landtagswahl denken, wenn ich daran nippe. Oder an FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl, der im Fernsehen zu Schülern mit Migrationshintergrund gesagt hat, wenn man die Grenzen schon vor Jahren dichtgemacht hätte, " wäre Wien noch Wien" und dann wären die Ösis weiterhin unter sich. "Vergiss die russische Rosenwurz", habe ich am Ende also zum Leopoldstädter gesagt. "Lass uns einfach zusammen ein Bier trinken gehen."

Diese Kolumne erscheint auch im Österreich-Newsletter, der die Berichterstattung der SZ zu Österreich bündelt. Gleich kostenlos anmelden .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungÖsterreich
:Ibiza? Kein Problem mehr für die FPÖ

Bei der Landtagswahl in Niederösterreich legt die Partei deutlich zu. In den nationalen Umfragen führt sie. Zum Teil, weil sie rechtsextrem ist. Zum Teil, weil ihre Gegner es ihr so leicht machen.

Kommentar von Cathrin Kahlweit

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: