Süddeutsche Zeitung

Österreich:Deutsche Polizei riegelt Grenze teilweise ab

  • Das österreichische Land Salzburg eröffnet ein neues Notquartier für Flüchtlinge - nur zwei Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
  • "Wir müssen Platz am Bahnhof schaffen", erklärt die Regierung.
  • Die deutsche Polizei hat den Grenzübergang Freilassing teilweise geschlossen. Flüchtlinge werden nur in kleinen Gruppen in die Bundesrepublik gelassen. Autofahrer müssen zunächst umkehren.

Von Ruth Eisenreich, Salzburg

Die deutsche Polizei hat bei Freilassing den Grenzübergang zu Österreich teilweise geschlossen und Hunderte Einsatzkräfte zusammengezogen. Nur im Viertelstundentakt lassen die Beamten kleine Gruppen von Flüchtlingen die Grenze passieren. Am Mittwoch zählte die Bundespolizei rund 4600 Asylsuchende an der Grenze zu Österreich, die darauf warten, in die Bundesrepublik einreisen zu dürfen.

Autofahrer, die über den Grenzübergang nach Deutschland wollen, fängt die deutsche Polizei bereits vor der Salzachbrücke ab und schickt sie zum etwa 14 Kilometer entfernten Grenzübergang Laufen-Oberndorf. Zunächst durften Fahrzeuge nicht nach Deutschland einreisen, erst am späten Abend ließen die Beamten Fahrzeuge einzeln die Grenze passieren, mit einer Taschenlampe warfen sie einen Blick in jedes Fahrzeug. Noch staut sich der Verkehr bis nach Salzburg.

ÖBB stellt Reisebusse bereit

Zuvor hatte das Land Salzburg an der deutschen Grenze einen neuen "Not-Stützpunkt" für Flüchtlinge eingerichtet. In der ehemaligen Autobahnmeisterei in Salzburg-Liefering sollen bis zu 600 Flüchtlinge unterkommen. Liefering liegt etwa zwei Kilometer entfernt von der deutschen Grenze bei Freilassing.

Seit die deutsche Polizei die Grenze kontrolliert und der Zugverkehr zwischen Salzburg und München eingestellt wurde, sind Hunderte Flüchtlinge am Salzburger Hauptbahnhof gestrandet. Hinter dem Bahnhof stehen am Mittwochabend Reisebusse der Österreichischen Bundesbahnen bereit. Österreichische Soldaten und Polizisten geleiten Flüchtlinge von der Tiefgarage, die seit Tagen als Notquartier dient, zu den Bussen. Mindestens drei solche Busse haben bis 20 Uhr den Bahnhof verlassen.

"Wir wollen die Menschen bestmöglich behandeln"

"Wir müssen Platz am Bahnhof schaffen, die fast 1000 Plätze in der Garage sind jede Nacht voll belegt, und es kommen mit Privattransporten weiterhin Flüchtlinge in Salzburg an", sagt Christian Blaschke, Sprecher des Salzburger Landeshauptmanns (Ministerpräsidenten, d.Red.) Wilfried Haslauer. "Wir haben halt geschaut, wo Gebäude freistehen." In Kasern nördlich der Stadt Salzburg wird ein weiteres neues Quartier mit 400 Plätzen errichtet.

Ist der Transport nach Liefering nicht eine Aufforderung an die Flüchtlinge, zu Fuß weiter nach Deutschland zu gehen? "In dem Moment, wo die Flüchtlinge erfahren haben, dass der Zugverkehr eingestellt ist, haben sich die ersten zu Fuß auf den Weg gemacht", sagt Blaschke. "Wir wollen die Menschen bestmöglich behandeln, und wir können sie nicht aufhalten, also hindern wir sie nicht an der Weiterreise. Wir wollen keine Zustände wie in Ungarn." Landeshauptmann Haslauer stehe in Kontakt mit den Bürgermeistern der benachbarten bayerischen Gemeinden, sagt Blaschke.

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