Nein, "himmelbettleicht" sei die Stimmung nicht unter den deutschen katholischen Bischöfen, sagt Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zum Auftakt der Herbstvollversammlung am Dienstag in Fulda. "Die ist schwer, die Situation." Viele harte Brocken haben die Bischöfe vor sich. Außer den Kirchenaustrittszahlen, dem Umgang mit Corona, der Reformdebatte Synodaler Weg und der Frage nach dem Diakonat der Frau ist nun noch ein Dauerbrenner hinzugekommen: das Abendmahl. Bätzing hatte gegenseitige Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Aussicht gestellt. Der ÖKT soll in verkleinerter Form und mit speziellen Corona-Konzepten stattfinden können. Zuvor hatten sich evangelische und katholische Theologen im Ökumenischen Arbeitskreis in dem Papier "Gemeinsam am Tisch des Herrn" für eine wechselseitige Teilnahme ausgesprochen.
Der Zuständige im Vatikan spricht vom "ernsten inhaltlichen" Streit
Doch ähnlich wie beim Thema Pfarrei-Reformen kam nun das Stopp-Zeichen aus Rom, diesmal von der Glaubenskongregation: Die Unterschiede im Eucharistieverständnis seien "noch so gewichtig", dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen, schrieben die obersten Glaubenshüter an Bätzing. Der Schweizer Kurienkardinal und römische Ökumene-Minister Kurt Koch legte am Dienstag nach: Dies sei eine "ernste inhaltliche Auseinandersetzung", sagte Koch der Herder-Korrespondenz.
Der katholische Präsident des ÖKT und Präsident des Zentralrats der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sieht die Post aus Rom gelassen. Am Samstagabend des ÖKT seien konfessionelle Gottesdienste geplant. Ob die Gläubigen an der katholischen Eucharistie oder dem evangelischen Abendmahl teilnähmen, sei eine "Gewissensentscheidung", so Sternberg: "So wie das in Hunderttausenden Familien jeden Sonntag passiert." Die Glaubenskongregation legt in ihrem Brief allerdings Wert darauf, dass es für eine individuelle Gewissensentscheidung "keine Grundlage" gebe. "Wir werden diese gewichtigen Argumente natürlich wägen und bedenken müssen", sagt Bätzing am Dienstag in Fulda. Dies sei ein Diskussionsbeitrag, "und wir arbeiten weiter auf den ÖKT zu".
Bei einem weiteren Punkt stellt Bätzing aber konkrete Ergebnisse in Aussicht: Die Bischöfe wollen sich auf Anerkennungszahlungen für Opfer sexualisierter Gewalt durch Priester einigen. "Es geht uns um ein einheitliches System", so Bätzing. "Wir wollen, dass jede Betroffene, jeder Betroffene Zugang dazu hat. Wir wollen, dass ein unabhängiges Gremium entscheidet - auch über die Höhe der Leistungen." Zahlen sollen am Donnerstag veröffentlicht werden.