Öffentlicher Dienst:"Erhebliche Verzögerungen im Betriebsablauf"

Verdi weitet die Warnstreiks am Dienstag auf vier Flughäfen aus. Auch im Nahverkehr wird mit Störungen gerechnet.

Warnstreik am Flughafen

Allein 90 000 Lufthansa-Passagiere werden am Dienstag vom Warnstreik betroffen sein.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Reisende müssen sich an diesem Dienstag auf Flugausfälle und lange Wartezeiten im Luftverkehr einstellen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bestreikt im Tarifstreit um die Bezahlung im öffentlichen Dienst die Flughäfen in Frankfurt/Main, München, Köln und Bremen. Es seien starke Einschränkungen zu erwarten, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Montag in Berlin. An den einstmals staatlich betriebenen Flughäfen werden noch zahlreiche Beschäftigte nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Verdi kündigte an, vor allem die Bodenverkehrsdienste und teilweise auch die Flughafenfeuerwehr würden bestreikt. Die Lufthansa streicht deshalb am Dienstag mehr als 800 Flüge. Davon sind etwa 90 000 Fluggäste betroffen, wie die Fluggesellschaft am Montag mitteilte.

Auch in anderen Bereichen kommt es laut Verdi in den kommenden Tagen bundesweit zu massiven Streiks. In Nordrhein-Westfalen etwa werden am Dienstag unter anderem der Nahverkehr, Kitas, Versorgungsbetriebe und Stadtverwaltungen bestreikt. Bis zum 13. April muss in allen Bundesländern mit Streiks gerechnet werden. Verdi und der Beamtenbund DBB fordern für die 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde.

Der Frankfurter Flughafen erwartet "erhebliche Verzögerungen im Betriebsablauf sowie Flugausfälle". Betroffen seien vor allem die Sicherheitskontrollstellen zum Abflug-Gate A und Z im Terminal 1, weil diese geschlossen würden. Den ganzen Dienstag über sei mit erhöhten Wartezeiten an den übrigen Kontrollstellen zu rechnen, hieß es beim Flughafenbetreiber Fraport. Fraport teilte zudem mit: "Durch Kundgebungen der Streikenden am Flughafen kann es zudem zu Behinderungen im Straßenverkehr mit verlängerten Pkw-Anreisezeiten kommen." Fluggäste sollten deutlich mehr Zeit einplanen und sich möglichst früh vor ihrem Abflug an den Check-in-Schaltern einfinden.

Bei den bisher letzten Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Kommunen 2016 hatten die Flughafenstreiks vorübergehend deutlich spürbare Auswirkungen: Durch Arbeitsniederlegungen an elf Flughäfen, darunter die Drehkreuze Frankfurt und München, waren an einem Tag mehr als 1400 Flüge ausgefallen. Allein in Frankfurt mussten 33 000 Lufthansa-Passagiere umdisponieren. Zudem legten Mitarbeiter von Kitas und Kliniken, von Stadtreinigung, öffentlichem Nahverkehr, Wasser- und Bäderbetrieben zeitweise die Arbeit nieder.

"Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt", sagte Bsirske am Montag. "Mit Warnstreiks und Aktionen erhöhen die Beschäftigten jetzt den Druck, damit die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung endlich aufgeben." Auch die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes müssten an der guten wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben.

Auch der Beamtenbund, der auch Angestellte vertritt, kündigte eine Ausweitung der Proteste an: So seien an diesem Dienstag die Arbeitnehmer in ganz Sachsen sowie in Thüringen zu Warnstreiks aufgerufen, am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen. Im Bund und bei den Ländern und Kommunen "fehlen derzeit rund 200 000 Arbeitskräfte, darunter allein 130 000 Erzieher", sagte Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach dem Berliner Tagesspiegel. Um genügend Arbeitskräfte für den öffentlichen Dienst zu finden, "müssen wir auch finanzielle Anreize setzen". Das sei angesichts gut gefüllter öffentlichen Kassen möglich.

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