Süddeutsche Zeitung

Oberursel bei Frankfurt:Hessische Polizei findet Bombe - Ehepaar festgenommen

  • Die hessische Polizei nimmt ein Ehepaar in Oberursel bei Frankfurt fest.
  • Im Haus des Paares finden die Ermittler eine selbst gebaute Rohrbombe.
  • Noch ist unklar, ob der Mann und die Frau konkrete Anschlagspläne hatten.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Die Sicherheitsbehörden in Hessen haben in einem Großeinsatz ein Ehepaar in Oberursel festgenommen, die womöglich einen Anschlag im Rhein-Main-Gebiet geplant hatten. Im Haus des Paares - der Mann ist nach Angaben der Ermittler Deutscher mit türkischen Wurzeln, die Ehefrau stammt aus der Türkei - wurde eine fertige Rohrbombe, verdächtige Chemikalien und auch Munition gefunden. Ob die beiden konkrete Anschlagspläne hatten, sei noch unklar.

Die beiden hatten nach Darstellung der Staatsanwaltschaft Frankfurt Ende März in einem Baumarkt drei Liter Wasserstoffperoxid gekauft. Dadurch seien sie ins Visier der Polizei geraten, die die beiden seither beobachtet habe. Wasserstoffperoxid wird in kleinsten Mengen etwa zur Entfernung von Algenbelägen in Schwimmbecken genutzt. Es kann aber auch zur Herstellung von Sprengstoff dienen.

Vorsorglicher Zugriff

Ob es sich bei den beiden um radikale Islamisten handelt, ist nach Auskunft der Ermittler derzeit noch unklar. Bei den beiden wurden religiöse Texte gefunden, die nach Einschätzung von Experten aus konservativen islamischen Denkschulen stammen.

Die Sicherheitsbehörden entschlossen sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der Nacht zum Donnerstag zu dem Zugriff, aus Sorge, die beiden könnten Anschläge auf Großveranstaltungen am ersten Maiwochenende planen. Dazu zählen nicht nur die traditionellen Maikundgebungen der Gewerkschaften, sondern auch ein Radrennen rund um Frankfurt, früher bekannt als Radrennen 'Rund um den Henningerturm'.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) gab bei einer kurzen Erklärung vor dem Landtag in Wiesbaden bekannt, es bestehe der Verdacht, dass das Ehepaar zur Salafisten-Szene gehöre. Nach seinen Worten wurde mit der Razzia eines Sondereinsatzkommandos vermutlich ein Terroranschlag verhindert.

Das Rhein-Main-Gebiet gilt als ein Zentrum der deutschen Salafisten. Etwa 400 von ihnen sollen nach Schätzungen des Staatsschutzes allein in Frankfurt und Umgebung leben. Die heimischen Sicherheitsbehörden warnen immer wieder vor radikalen Bestrebungen; in Frankfurt eröffnete im vergangenen Herbst eine Beratungsstelle, die insbesondere Jugendliche zum Ausstieg aus Salafisten-Gruppen bewegen will.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte den Polizeieinsatz gegen. Die Festnahme sei ein "Beleg für die effektive Arbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern", sagte er in Berlin. Das Vorgehen zeige: "Wir sind wachsam und wir sind wehrhaft."

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