Oberhausen:Bislang nur ein Verdacht

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Zwei Kosovaren sollen einen Anschlag auf ein großes Einkaufszentrum geplant haben - doch noch ist offen, wie stichhaltig die Vorwürfe sind.

Von Hans Leyendecker, München

Wegen der möglichen Vorbereitung eines Anschlags auf das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen sind am frühen Freitagmorgen in Duisburg-Marxloh zwei Brüder festgenommen worden. Sie stammen aus Kosovo und sind 28 und 31 Jahre alt. Der Hinweis auf den angeblich bevorstehenden Anschlag kam aus Kreisen des Verfassungsschutzes. Ob die Spur heiß, lauwarm oder doch eher kalt ist, lässt sich derzeit aber nur schwer beurteilen. Jedenfalls gehen die Ermittler nicht davon aus, dass ein Anschlag unmittelbar geplant war.

Die beiden Männer wurden am Freitag vernommen. Ein zuständiger Amtsrichter hatte in einem Beschluss festgelegt, dass die Festgenommenen zunächst bis Samstag in Polizeigewahrsam bleiben müssen. Diese Einschränkung lässt erkennen, was der Richter derzeit von dem Verdacht hält. Im Bereich des großen Einkaufszentrums hatten bereits am Donnerstagabend Polizisten mit Maschinenpistolen und in Schutzwesten patrouilliert. Dies sei ein "Einsatz zu Ihrer Sicherheit", hatte die Polizei die Bürger über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen lassen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD), der im Fall des zeitweise in NRW lebenden mutmaßlichen Berliner Attentäters Anis Amri von der Opposition unter Druck gesetzt wird, lobte das Vorgehen der Ermittler im Fall der beiden Kosovaren: Die Polizei habe "schnell und entschlossen gehandelt. Jetzt müssen die Ermittlungen mit Hochdruck vorangetrieben werden, um alles über die Pläne der Festgenommenen und mögliche Hintermänner herauszufinden", sagte er.

Möglicherweise hatten die Verdächtigen aber auch gar keine Pläne - jedenfalls keine, die das Centro und seine umliegenden Attraktionen in Oberhausen betreffen würden. Der Fall ist derzeit noch sehr unübersichtlich; fest steht nur, dass es in der Region Rhein/Ruhr eine starke islamistische Szene gibt, die immer wieder in Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat auffällt. So zog zum Beispiel eine "Lohberger Brigade", der 13 Männer angehörten, in Syrien in den Krieg. Der mutmaßliche Berliner Täter Amri war auch einmal in Oberhausen gemeldet und pflegte viele Kontakte nach Dortmund. Aber zwischen ihm und den beiden festgenommenen Kosovaren gab es offenbar keine Verbindung.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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