SZ: Viele Oberbürgermeister klagen, dass sie die wachsende Zahl von Flüchtlingen kaum unterbringen. Sie dagegen wollen in Goslar mehr Flüchtlinge aufnehmen. Was läuft im Harz anders?
Oliver Junk: Bisher werden Flüchtlinge nach Einwohnerzahl verteilt. Große Städte müssen mehr aufnehmen, Mittelstädte wie Goslar weniger. Wir aber haben hier keinen überhitzten Wohnungsmarkt. Ich freue mich über jeden, der hier eine Wohnung sucht und bucht. Viele größere Städte dagegen müssen sogar Zelte aufbauen. Damit machen wir einen Riesenfehler.
Inwiefern?
Integration gelingt oder gelingt nicht in den ersten Monaten. Voraussetzung für gelungene Integration aber ist, dass wir die Menschen dezentral unterbringen. Das ist überhaupt keine Überbelastung für dieses reiche Land. Viele von ihnen werden auf Dauer in Deutschland bleiben, und das ist nicht zu unserem Nachteil. Darum sollten wir darüber reden, dass wir Flüchtlinge anders verteilen und sie mehr in Regionen schicken, die das Potenzial haben, sie aufzunehmen. Dazu gehört Goslar.

Wieso gerade Goslar?
Weil sich in Goslar und in Südniedersachsen der demografische Wandel stärker auswirkt als anderswo. Wir verlieren Einwohner. Schrumpfende Regionen aber werden weniger attraktiv für die Wirtschaft. Das ist eine Abwärtsspirale, aus der wir raus wollen. Eine Stadt wie Goslar braucht Zuwanderung.
Goslar würde also profitieren . . .
Genau. Ob Betriebe, Vermieter, Geschäfte, Schulen - ich sage: Die Stadt Goslar profitiert von Flüchtlingen, sie sind eine Bereicherung für uns, nicht nur in Goslar.
Machen Ihre Bürger da mit?
Weiß ich noch nicht. Die ersten Reaktionen aus der Bürgerschaft auf meine Ideen waren jedenfalls durchweg positiv.