Obama: Rede in Kairo:Die muslimische Stimme von Barack Hussein

Hohe Erwartungen und eine aggressive Internetkampagne: Präsident Barack Obama und seine Rede in Kairo. Der Mann aus den USA, deren Image unter Vorgänger George W. Bush weltweit so gelitten hat, will die Kluft zwischen seinem Land und den Muslimen überwinden.

Barbara Vorsamer

Barack Obama weiß, wie wichtig diese Rede ist. Möglicherweise ist es die wichtigste seit seiner Rede zur Amtseinführung.

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US-Präsident Barack Obama bei seiner Ankunft in Kairo.

(Foto: Foto: AFP)

Noch am Mittwochabend, als der US-Präsident sich bereits als Gast von König Abdullah in Saudi-Arabien befand, arbeitete er an der Rede. Erst im Morgengrauen sollen seine Berater die endgültige Fassung der Rede gesehen haben, schreibt die New York Times.

Bevor sich der US-Präsident in Kairo ans Mikrofon stellt, um zur muslimischen Welt zu sprechen, weiß also kaum jemand außer ihm selbst, was er wirklich sagen wird. Das hindert allerdings niemanden an Spekulationen.

"Ein neues Kapitel im Dialog zwischen den USA und der muslimischen Welt" soll die weltweit übertragene Ansprache eröffnen, kündigt Obamas Redenschreiber Ben Rhodes an. Der Präsident werde über den israelisch-palästinensischen Konflikt sprechen und den Kampf gegen Extremisten in Afghanistan und dem Irak sowie die Fragen der Menschenrechte und Demokratie zum Thema machen. Vor allem will Obama Vorurteile ansprechen: die Vorurteile, die Amerikaner über Muslime haben und die falschen Vorstellungen, die Muslime von Amerikanern haben.

So weit, so erwartbar. Mit der Rede an der Kairo-Universität erfüllt Obama sein Wahlkampfversprechen von vor zwei Jahren, eine wichtige muslimische Stadt als Ort für eine wegweisende Rede zu wählen. Sein Versprechen, dies schon in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit zu tun, konnte er zwar nicht einhalten.

Allerdings hat Obama bereits mehrere symbolische Schritte in Richtung der islamischen Welt getan: So gab der Präsident sein erstes Interview im Amt dem arabischen Sender al-Dschasira, sandte eine Botschaft an das iranische Volk zum persischen Neujahrsfest und betonte bei einer Ansprache in der Türkei, dass die USA sich nicht im Krieg mit dem Islam befänden.

Nun erwartet die Welt mehr als allgemeine Formulierungen. In der Kairoer Rede muss Obama Konkretes ankündigen. Zum Beispiel könnte er, so spekulieren Experten in amerikanischen Medien, das Wort "Besetzung" im Zusammenhang mit der israelischen Siedlungspolitik verwenden, was bisher noch kein US-Präsident getan hat. Auch in Sachen Afghanistan und Irak muss Obama über spezifische Vorhaben reden. Tut er es nicht, könnte der neue Präsident den Ruf als Erneuerer beschädigen und seine Unterstützer auf der ganzen Welt enttäuschen.

Internetkampagne für den Nahen Osten

Die aggressive Kampagne, mit der die Rede vom Weißen Haus begleitet wird, spricht dafür, dass der Präsident etwas Relevantes sagen wird. So gibt es vom US-Außenministerium einen Service, der die wichtigsten Aussagen der Rede auf Urdu, Farsi, Arabisch und Englisch per SMS verschickt - noch während der Präsident spricht. Die komplette Rede im Wortlaut veröffentlicht das Ministerium danach in 13 Sprachen.

Obama: Rede in Kairo: Hoffnungen auf die Aussöhnung zwischen Muslimen und dem Westen: Ägyptens Präsident Hosni Mubarak (li.) begrüßt Obama in Kairo.

Hoffnungen auf die Aussöhnung zwischen Muslimen und dem Westen: Ägyptens Präsident Hosni Mubarak (li.) begrüßt Obama in Kairo.

(Foto: Foto: AP)

Zudem streamt die Website des Weißen Hauses die Rede live und verlinkt das Video in Internet-Communitys wie Myspace, Facebook und Twitter. Die Zielgruppe sind Obamas Pressesprecher Robert Gibbs zufolge vor allem die 20 Millionen Muslime, die die Netzwerke nutzen. Berater zitieren den Präsidenten aus Vorbereitungssitzungen mit dem Satz: "Ihr müsst darauf achten, dass wir mit einer muslimischen Stimme sprechen."

Ein hochgestecktes Ziel auch für einen US-Präsidenten, der Barack Hussein Obama heißt und der Sohn und Enkel von Muslimen ist. Pressesprecher Gibbs versucht daher seit einigen Tagen, die Erwartungen wieder etwas herunterzufahren: "Die Kluft zwischen Amerika und der islamischen Welt hat sich über Jahre herausgebildet", sagt er in der Washington Post. "Sie wird sich nicht mit einer Rede überwinden lassen. Vielleicht nicht mal in einer Amtszeit." Was er nicht sagt, ist dass sein Chef es trotzdem versucht.

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