Obama in Berlin:"Zeit, neue Brücken zu bauen"

Vor einer begeisterten Menschenmenge an der Berliner Siegessäule hat Barack Obama die Europäer zur Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten aufgerufen.

Peter Blechschmidt

Der US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat die Gemeinsamkeiten zwischen Amerika und Europa beschworen. In der heutigen Welt könnten sich beide Seiten Zerstrittenheit nicht leisten, sagte Obama am Donnerstagabend vor mehr als 200.000 Zuhörern an der Berliner Siegessäule.

Zuvor hatte Obama bei Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen betont.

"Das ist der Moment, wo wir zusammenstehen müssen, um den Planeten zu retten", rief der 46-jährige designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten den immer wieder applaudierenden Menschen auf der Straße des 17. Juni zu. Seine knapp halbstündige Rede war erkennbar nicht nur an die amerikanischen Wähler gerichtet, wie im Vorfeld vielfach vermutet worden war, sondern sie zielte auch darauf ab, die hohen Sympathie-Werte zu untermauern, die Obama in Deutschland entgegengebracht werden.

"Jetzt ist es Zeit, neue Brücken zu bauen", beschwor Obama die Zuhörer in Berlin. Er erinnerte daran, dass die deutsch-amerikanische Partnerschaft vor 60 Jahren mit der Luftbrücke ins belagerte Berlin begonnen habe. Obama zitierte den damaligen Bürgermeister Ernst Reuter, der ausgerufen hatte: "Völker der Welt - schaut auf diese Stadt."Das 20. Jahrhundert habe gezeigt, dass Europa und Amerika eine gemeinsame Geschichte hätten. Das 21. Jahrhundert zeige, dass sie noch stärker miteinander verbunden seien.

Keine Nation könne die Herausforderungen wie Terrorismus, Armut und Klimawandel allein bestehen, fuhr Obama fort. Die Attentäter des 11. September 2001 hätten ihre Pläne in Hamburg geschmiedet. Fabriken in Boston und Peking trügen zum Abschmelzen der Pole bei. Der Völkermord in Darfur müsse alle Menschen beschämen.

"Partnerschaft ist die einzige Möglichkeit, die Menschlichkeit voranzubringen", rief Obama. Die Menschen müssten bestehende Mauern zwischen Rassen und Religionen niederreißen und dürften nicht zulassen, dass neue errichtet würden.

Obama forderte eine "globale Partnerschaft gegen den Terror". "Wenn wir den Kommunismus besiegt haben, können wir auch den islamistischen Extremismus überwinden", rief er. In Afghanistan hätten die USA und Deutschland eine gemeinsame Mission, doch könne Amerika diese Arbeit nicht allein leisten. "Es geht um zu viel, als dass wir uns zurückziehen können."

Obama bekräftigte das Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen. Die USA und Europa müssten die gemeinsame Botschaft an Iran schicken, seine Atompläne aufzugeben. Die Gedanken des Kalten Kriegs dürften nicht wiederbelebt werden. Die Welt brauche eine starke EU und die Zusammenarbeit mit Russland. Israelis und Palästinenser wünschten einen sicheren Frieden, der Krieg im Irak müsse beendet werden.

Der weltweite Handel müsse fair und gerecht abgewickelt werden, damit Wachstum und Wohlstand nachhaltig verteilt seien. Die Kohlendioxid-Emissionen müssten verringert werden. "Das ist der Moment, wo wir unseren Kindern ihre Zukunft zurückgeben können", sagte Obama.

In den jeweils einstündigen Begegnungen mit Merkel und Steinmeier standen nach offiziellen Angaben außenpolitische Themen im Mittelpunkt. Beide Seiten sprachen anschließend von großen Übereinstimmungen.

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