Obama bei Klima-Gipfel in Kopenhagen:Er macht wieder Hoffnung

Eigentlich ist es nur eine Verschiebung des Anreisetermins. Doch sie hat hohe Symbolkraft: Obama will zum Abschluss des Gipfels nach Kopenhagen reisen - und weckt so Hoffnungen auf ein "historisches Abkommen".

Barack Obama hat in seiner etwas mehr als ein Jahr andauernden Amtszeit schon einige Rollen eingenommen. Ins Weiße Haus kam er, weil das Volk Hoffnungen in ihn setzte, ehe er sich in den Wirren der Innen- und Außenpolitik immer wieder verlor. Nun hat er erneut die Rolle des weltweiten Hoffnungsträgers eingenommen.

Obama bei Klima-Gipfel in Kopenhagen: "Die Voraussetzungen für ein historisches Abkommen sind erfüllt": Präsident Barack Obama will zum Ende der Konferenz nach Kopenhagen reisen.

"Die Voraussetzungen für ein historisches Abkommen sind erfüllt": Präsident Barack Obama will zum Ende der Konferenz nach Kopenhagen reisen.

(Foto: Foto: AP)

Die Ankündigung des US-Präsidenten, zum Abschluss des Klimagipfels nach Kopenhagen zu reisen, hat neue Hoffnungen auf ein so wichtiges Abkommen geweckt.

Obama sei optimistisch, dass es beim Klimagipfel zu einem Durchbruch kommen könnte. Daher werde er nicht wie ursprünglich geplant zur Eröffnungsphase am 9. Dezember nach Kopenhagen reisen, sondern zu den entscheidenden Abschlussverhandlungen am 18. Dezember, erklärte Obamas Sprecher Robert Gibbs am Freitag. In dieser Endphase der Konferenz sei seine Anwesenheit hilfreicher. In Kopenhagen wurde die Ankündigung mit Begeisterung aufgenommen.

Obamas Mitarbeiter hatten in den vergangenen Wochen immer wieder erklärt, der Präsident werde nur zum Abschlusstreffen nach Kopenhagen reisen, wenn es die Hoffnung gebe, dass er damit etwas erreichen könne. Es gebe Fortschritte in Richtung auf ein Abkommen, "das alle Themen, die derzeit verhandelt werden, umfasst", teilte das Weiße Haus nun mit. Obama habe wegen der Klimakonferenz in dieser Woche mit mehreren europäischen politischen Führern gesprochen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, hieß es weiter.

Obama gründe seine Zuversicht unter anderem auf China und Indien, die kürzlich erstmals konkrete Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgase genannt hatten. Außerdem gebe es Anzeichen für einen Konsens, vom Jahr 2012 an rund zehn Milliarden Dollar jährlich aufzubringen, um Entwicklungsländern bei der Reduzierung der Klimakiller zu helfen. Die USA wollten dabei einen angemessenen Anteil zahlen, zitierte die Washington Post Gibbs weiter.

Selbst konservative Kritiker erklärten nach Angaben der Washington Post, dass Obamas Entscheidung vieles verändere. Kenneth Green vom konservativen Enterprise-Institut sagte, dies lasse ahnen, dass ein Abkommen bereits geschnürt sei und Obama darauf hoffe, sich in dem Erfolg sonnen zu können.

Der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sagte zu Obamas neuen Plänen, er sei "aufrichtig erfreut". Dass Obama jetzt zusammen mit mehr als hundert Staats- und Regierungschefs teilnehme, zeige "den zunehmenden politischen Willen für ein ehrgeiziges Klimaabkommen in Kopenhagen". Obama war international heftig kritisiert worden, weil er lange sein politisches Gewicht nicht in die entscheidende Verhandlungsphase einbringen wollte. Die USA haben weltweit die höchsten CO2-Emissionen und wollen sich im Vergleich zu den EU-Ländern auf wesentlich geringeren Verminderungen festlegen.

Positive Reaktionen aus Deutschland

Seine Ankündigung sorgte auch in Deutschland und bei Umweltorganisationen für Begeisterung. "Das ist ein eindeutiges Signal, dass Obama den Erfolg will und mit allem Risiko das Gewicht seiner Person in die Waagschale wirft", sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen der Bild am Sonntag.

Er erwarte, dass die USA ihre Führungsrolle in der Welt jetzt auch beim Thema Klima einnehmen: "Obama weiß: Wenn Amerika in Kopenhagen seiner Führungserwartung nicht gerecht wird, verliert es auf Dauer seine technologische Führungsposition in der Welt." Als problematisch bezeichnete es der CDU-Politiker, dass der US-Präsident in seiner Heimat mit dem Thema Klimaschutz kaum punkten kann: "Denn in den USA ist Klimaschutz immer noch ein Thema für Eliten, nicht für die Mehrheit der Bürger." Dennoch erwarte die Bundesregierung von den USA hier die Übernahme von Führungsverantwortung.

Auch die Organisation Greenpeace zeigte sich begeistert von Obamas Kommen. Klima-Experte Martin Kaiser sagte in der dänischen Hauptstadt: "Damit sind alle Voraussetzungen für ein historisches Weltklimaabkommen gegeben." Greenpeace lobt ausdrücklich auch Kanzlerin Angela Merkel: "Das persönliche Engagement der Bundeskanzlerin gegenüber Obama hat sich ausgezahlt."

Inwieweit ein Klimaabkommen die globale Erwärmung wirklich stoppen kann, ist fraglich. Auch mit den aktuellen Klimaschutzzielen der einzelnen Länder steuert die Welt nach Ansicht von Experten auf eine katastrophale Erwärmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Dieses Ergebnis liefert eine Analyse des in Deutschland entwickelten "Climate Action Trackers".

Die Pläne der Industrie- und Schwellenländer reichten nicht aus, um die Erwärmung wie gefordert auf 2 Grad zu begrenzen, teilten die Entwickler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und von der Kölner Klimaberatungsfirma Ecofys am Freitag mit.

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