Der wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen verurteilte Rechtsextremist Ralf Wohlleben ist wieder in Haft. Der 47-Jährige hat in dieser Woche seine Rest-Haftstrafe von dreieinhalb Jahren angetreten. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Mittwoch. Wohlleben, der die rechtsradikale Terrorgruppe NSU unterstützt und die Tatwaffe für neun der zehn NSU-Morde besorgt hatte, war 2018 im NSU-Prozess zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Kurz danach setzte ihn das Oberlandesgericht München aber auf freien Fuß, obwohl er damals erst etwas mehr als sechs Jahre der ausgesprochenen Strafe abgesessen hatte. Wohlleben war daraufhin zu seiner Familie zurückgekehrt und mit ihr in ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt gezogen. Er ist auch erneut Vater geworden.
Wohlleben hat sich am Montag selbst zum Strafantritt gemeldet und sitzt seine Strafe nun in einem heimatnahen Gefängnis - vermutlich der JVA Halle - ab, wie es üblich ist, damit Gefangene die Kontakte zu ihrer Familie nicht verlieren. Wohlleben hatte lange juristisch versucht, den Antritt der Reststrafe zu vermeiden und beantragt, das Gericht möge die letzten Jahre auf Bewährung aussetzen. Im Herbst war Wohlleben damit in letzter Instanz beim Bundesgerichtshof gescheitert.
Eminger galt als vierter Mann der Terrortruppe
Dagegen kann Wohllebens Mitangeklagter André Eminger weiter in Freiheit bleiben. Eminger war zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, er war der engste Vertraute des NSU-Trios und hatte Beate Zschäpe bei der Flucht geholfen. Der Bundesanwaltschaft galt er als vierter Mann der Terrorgruppe. Das Oberlandesgericht München jedoch sah das nicht als erwiesen an. Es setzte Emingers Reststrafe im Juli 2021 zur Bewährung aus. Er hatte bereits zwei Drittel der Haft abgesessen. Auch Eminger ist wieder bei seiner Familie in Sachsen.
Weiter in Haft bleibt dagegen Beate Zschäpe, die wegen der Mittäterschaft an zehn Morden des NSU zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der NSU war von 1998 bis 2011 raubend und mordend durch Deutschland gezogen. Ihm fielen neun Männer mit Migrationshintergrund und eine Polizistin zum Opfer. Die Mordserie wurde erst als rechtsradikal motiviert erkannt, als sich der NSU 2011 selbst enttarnte und sich die Täter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach einem Raubüberfall - umstellt von Polizei - selbst erschossen.