NSU-Prozess:Zschäpe schreibt einen Brief

NSU-Prozess

Beate Zschäpe will ihre Anwälte im NSU-Prozess offenbar weiter bekämpfen.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Der NSU-Prozess geht weiter - trotz Beate Zschäpes Bemühungen, ihre Anwälte loszuwerden.
  • Die Angeklagte will weiterhin gegen ihre Verteidiger kämpfen - das zeigt ein unter den Prozessbeteiligten verteiltes Blatt Papier.
  • Offen ist nach wie vor die brisante Frage, ob Zschäpe reden wird.

Aus dem Gericht von Annette Ramelsberger

Trotz der Anzeige von Beate Zschäpe gegen ihre drei bisherigen Anwälte, trotz ihres Wunsches, die drei unbedingt loszuwerden, ist der NSU-Prozess am Dienstag unbeirrt weitergegangen - präzise wie ein Uhrwerk. Wieder wurden Zeugen befragt, wieder wurden Mosaiksteine gesammelt.

Und die drei bisherigen Zschäpe-Verteidiger Anja Sturm, Wolfgang Stahl und Wolfgang Heer zeigten sich recht entspannt - so entspannt, dass am Nachmittag der Vorsitzende Richter Manfred Götzl kurz nach ihnen fahnden ließ: Heer und Stahl waren während der Verhandlung nach draußen gegangen. Nur ihre Kollegin Anja Sturm war noch im Saal. Und natürlich Zschäpes neuer Vertrauensanwalt Mathias Grasel.

Redet sie oder redet sie nicht?

"Frau Sturm, wo halten sich Ihre Kollegen auf?", fragte Richter Götzl. "Ich hatte keine Pause gemacht, ich habe ja Verständnis, wenn einer mal telefonieren muss, aber die beiden sind seit geraumer Zeit nicht mehr da." Sturm antwortete: "Ich bin nicht die Sprecherin meiner Kollegen. Ich weiß, dass sie telefonieren mussten. Aber was aktuell ist, weiß ich nicht." Götzl verfügte zehn Minuten Pause, um die Anwälte zurückzuholen. Beate Zschäpe freute sich sichtlich über die Irritation.

Sie ist offensichtlich entschlossen, weiterhin gegen ihre bisherigen drei Anwälte zu kämpfen. Kurz vor Prozessbeginn verteilte ein Gerichtsdiener unter den Prozessbeteiligten ein Blatt Papier, das mit Handschrift beschrieben war - es stammte von Zschäpe. Sie machte darin deutlich, dass es ihr auch um die Frage aller Fragen geht: Redet sie oder nicht? Und vor allem: Will sie nicht reden oder darf sie nicht reden?

Das ist ein heikler Punkt. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass sie 2011, als sie sich bei der Polizei stellte, gesagt hatte: Sie habe sich nicht gestellt, um nichts zu sagen. Daran hatten sich Hoffnungen geknüpft, dass sie irgendwann etwas sagt.

Ihre Verteidiger hatten in Rechtsgesprächen mit Richter Götzl erklärt, sie hätten Beate Zschäpe nicht zum Schweigen verpflichtet. Das hatte Götzl selbst vergangene Woche berichtet. Das heißt übersetzt: Sie will nicht. Schon da war Zschäpe "befremdet" und stellte umgehend Anzeige gegen ihre drei alten Anwälte wegen des Verrats von Privatgeheimnissen. Nun erklärt sie in dem am Dienstag verteilten Papier handschriftlich: Ihre Anwälte hätten auf keinen Fall zu diesem einen Punkt mit dem Richter reden dürfen. Ob sie reden wird, bleibt also eine offene, eine brisante Frage.

Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, wie sie mit der Anzeige Zschäpes umgeht. Auch die Entscheidung des Gerichts über Zschäpes Entpflichtungsantrag gegen ihre Anwälte steht noch aus.

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