Die mit Spannung erwartete Vernehmung des früheren V-Manns "Piatto" im NSU-Prozess fällt aus. Das Gericht hat den Verhandlungstag wegen Erkrankung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe abgesagt.
Planmäßig hätte an diesem Dienstag der ehemalige brandenburgische Neonazi und V-Mann Carsten S. alias "Piatto" gehört werden sollen. Er gilt als einer der wichtigsten Zeugen des Verfahrens. S. hatte für Brandenburgs Verfassungsschutz das unmittelbare Umfeld des NSU-Trios um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe im sächsischen Chemnitz beobachtet. Er meldete zwei Jahre vor dem ersten Mord der sogenannten "Ceska"-Serie, dass das Trio des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) Waffen bestellt habe.
Der Zeuge galt außerdem selbst als Führungsfigur der Neonazi-Szene und soll umfangreiche Kontakte ins In- und Ausland gehabt haben. Als V-Mann war er vor 14 Jahren aufgeflogen. Seitdem lebt er unter neuem Namen im Zeugenschutz an einem geheimen Ort.
Am 4. November jährt sich zum dritten Mal der Tag, an dem sich ihre beiden Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach das Leben nahmen und Zschäpe selbst die Fluchtwohnung in Zwickau angezündet haben soll.
Die Hauptverhandlung werde morgen planmäßig fortgesetzt. Die für heute vorgesehenen Zeugen sollen zu einem späteren Zeitpunkt vernommen werden, teilte das Oberlandesgericht München mit.