NSU-Prozess:Wohlleben will aussagen

Im Münchner NSU-Prozess will nicht nur Beate Zschäpe ihr Schweigen brechen - auch der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Ralf Wohlleben lässt nun eine Aussage ankündigen. Warum jetzt? Seine Anwälte präsentieren eine Antwort.

Von Annette Ramelsberger

In den NSU-Prozess kommt immer mehr Bewegung. Nach der Ankündigung von Beate Zschäpe, ihr Schweigen zu brechen, kündigt nun der Angeklagte Ralf Wohlleben an, eine Aussage machen. Unter der Überschrift "Der Wahrheit eine Gasse" erklärten seine Anwälte am Sonntag, sie hätten ihrem Mandanten - unabhängig von der Entscheidung Zschäpes - geraten, vor Gericht seine Sicht der Dinge darzustellen. Er werde von zwei Angeklagten belastet, "um ihre eigene Rolle herunterzuspielen". Damit meinen die Anwälte offenbar die zwei Angeklagten Carsten S. und Holger G., die ausführlich oder zumindest in Umrissen ausgesagt und Wohlleben als Helfer des NSU dargestellt haben.

"Unser Mandant muss deswegen einige Dinge klarstellen, um den dreisten Lügen einiger Zeugen und zweier Mitangeklagter über seine Person seine Sicht der Geschehnisse entgegenzustellen", erklärten Nicole Schneiders, Olaf Klemke und Wolfram Nahrath. Wohlleben werde - im Gegensatz zu Zschäpe - selbst aussagen und auch Fragen aller Prozessbeteiligter beantworten. Zschäpe hingegen will nur die Fragen von Gericht und Bundesanwaltschaft beantworten. Sehr deutlich machen die Anwälte, die selbst als rechte Szeneanwälte gelten, dass Wohlleben sich nicht von der rechten Szene abgekehrt habe. "Herr Wohlleben ist seinen Idealen und politischen Überzeugungen treu geblieben und wird dies auch in Zukunft bleiben." Seine Aussage ändere daran nichts, sie sei lediglich "ein Akt der Notwehr gegen Lügen und Unterstellungen". Er werde dieses Strafverfahren nicht als politische Schaubühne missbrauchen. Dies ist ein Seitenhieb auf die Vertreter der Nebenkläger, die immer wieder versuchen, Licht in den braunen Sumpf rund um den NSU zu bringen. Dies nennt Verteidiger Klemke gern "Szene-Voyeurismus".

Wohlleben ist seit November 2011 in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, den "Nationalsozialistischen Untergrund" unterstützt und die Waffe für neun der zehn Morde besorgt zu haben. Das gilt als Beihilfe zum Mord. Er war früher NPD-Funktionär.

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